Saarland

KV läutet Eiszeit mit den Kassen ein

Bei einer Vertreterversammlung der KV Saarland war der Unmut über den Honorar-Schiedsspruch groß. Eine Umfrage ergab eine hohe Protestbereitschaft der Ärzte.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:
Eine Runde Eiszeit - gibt es jetzt auch im Saarland.

Eine Runde Eiszeit - gibt es jetzt auch im Saarland.

© Julian Stratenschulte / dpa

SAARBRÜCKEN. Die Wut der niedergelassenen Ärzte an der Saar nach den gescheiterten Honorarverhandlungen ist offenbar groß.

Die Praxen denken nach einer Blitzumfrage über Leistungs-Einschränkungen nach, die KV setzt ihre Mitarbeit in gemeinsamen Gremien auf Sparflamme und ein Aktionskomitee soll weitere Maßnahmen vorbereiten.

Auf einer Sondersitzung der Vertreterversammlung am Dienstagabend gaben die KV-Delegierten der KBV Rückendeckung und beklagten, sie erlebten die Kassen nicht mehr als Partner, sondern als Blockierer bei der Verbesserung der Versorgung.

Stimmen aus der Blitzumfrage der KV Saarland:

Ein Arzt schrieb verbittert folgenden Kommentar: "Ich hatte im Jahr 2011 eine Einkommenseinbuße vor Steuer im Vergleich zu 2010 von knapp zwölf Prozent, obwohl es mehr Patienten im Jahr 2011 waren. Wieso sind wir die Deppen der Nation? Wo bleibt unsere Lobby?"

Andere Ärzte stellen nicht finanzielle Fragen in den Vordergrund: "Das Problem ist in erster Linie nicht das Geld, sondern die Arbeitsbedingungen, die Bürokratie, der Regressdruck und die massive Arbeitsbelastung".

Ein junger Mediziner kommentiert: "Ich ärgere mich jetzt, dass ich mich als junger Arzt niedergelassen habe und nicht auf Kollegen gehört habe, die mich gewarnt haben."

Bei der anschließenden Besprechung der Fachgruppen-Vorsitzenden im Ärzteverband und den Landesvorsitzenden der Berufsverbände zeigte man sich nach Angaben von Teilnehmern skeptisch, was das Reizwort Streik anlangt.

Da man nicht die Patienten treffen, sondern als Verbündete gewinnen wolle, soll ein Aktionskomitee aus Haus- und Fachärzten kurzfristig nach anderen Maßnahmen suchen, um Politik und Kassen aufzurütteln.

Auf jeden Fall soll die Mitarbeit in allen gemeinsamen Gremien vorläufig eingestellt werden, so weit die KV nicht gesetzlich dazu verpflichtet ist.

Viele wollen früher raus aus der Praxis

Wie brisant die Situation an der Basis eingeschätzt wird, zeigt eine Blitzumfrage der KV Saarland. Schon die Beteiligung war ungewöhnlich hoch: Binnen 24 Stunden antworteten 65 Prozent der 782 am Montag per Fax angefragten Praxen.

Nur fünf Prozent erklärten, sie könnten eine Erhöhung der Honorare um 0,9 Prozent akzeptieren.

Bliebe es bei dem geringen Anstieg, der im Saarland aufgrund von regionalen Besonderheiten bei den Grenzgängern sogar ein Minus zur Folge hätte, rechnen fast 55 Prozent damit, dass sie Personal entlassen müssen.

Über 61 Prozent wollen sich zudem mit der Verkürzung der Sprechstundenzeiten behelfen.

Noch eindeutiger fallen die Angaben zu künftigen Investitionen aus: Über 87 Prozent erklärten, sie könnten dann den Investitionsstau in der Praxis nicht auflösen.

Das alarmierendste Ergebnis betrifft aber die Arbeits-Motivation: Über 76 Prozent tragen sich nach eigenen Angaben mit der Überlegung, früher als geplant die vertragsärztliche Tätigkeit zu beenden.

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