Evaluation vorgelegt

Physiotherapeuten machen's besser

Weniger Schmerzen, mehr Lebensqualität, weniger Therapien. Die Auswertung eines Modellprojektes wird nicht jedem Arzt schmecken: Patienten geht es besser, wenn Physiotherapeuten sich von der Verordnung des Arztes lösen.

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Manuelle Medizin: In einem Modellprojekt für die Physiotherapie in Westfalen-Lippe darf substituiert werden.

Manuelle Medizin: In einem Modellprojekt für die Physiotherapie in Westfalen-Lippe darf substituiert werden.

© Mathias Ernert

KÖLN. Patienten profitieren, wenn Physiotherapeuten sich bei der Auswahl der adäquaten Therapie von der ärztlichen Verordnung lösen.

Dieses Fazit zieht der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten - IFK aus der Zwischenauswertung zu einem Modellvorhaben des Verbands und der Kasse BIG direkt gesund.

Seit Juni 2011 können Physiotherapeuten in 40 Praxen in Westfalen-Lippe und Berlin bei Versicherten der BIG auf Basis der Anamnese und der Befunderhebung von der ärztlichen Verordnung abweichen und selbst Auswahl, Dauer und Frequenz der Behandlung bestimmen.

Das Projekt wird von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft begleitet. Dabei werden die Behandlungsergebnisse der Modellgruppe mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Hochschule hat einen ersten Zwischenbericht vorgelegt.

In ihm haben die Wissenschaftler 59 Endbefunde ausgewertet - 32 aus der Modell- und 27 aus der Kontrollgruppe. Insgesamt sind in das Modellprojekt rund 200 Patienten eingeschlossen. Nach der ersten Trendanalyse gibt es bei beiden Gruppen eine hohe Behandlungszufriedenheit.

Bei den Teilnehmern der Modellgruppe ist die Schmerzreduktion aber größer und ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität, ihr aktueller Gesundheitszustand und die Funktionen im Alltag haben sich stärker gebessert.

Verstetigung gewünscht

Bei fast allen Patienten sind die Therapeuten von der ärztlichen Verordnung abgewichen. In der Modellgruppe wurden mehr Patienten mit Allgemeiner Krankengymnastik und Manueller Therapie behandelt, die Zahl der Behandlungseinheiten war dabei deutlich geringer.

"Diese Unterschiede lassen auf ein zielgerichtetes Behandlungsregime der behandelnden Physiotherapeuten schließen", sagt IFK-Vorstandschefin Ute Repschläger.

Da dies Erfahrungen aus anderen Ländern entspricht, zeigt sie sich zuversichtlich, dass sich die Ergebnisse verstetigen. Die Begleitforschung umfasst auch die Untersuchung der Kosten in den beiden Behandlungsgruppen.

Hierfür liegen aber noch keine Zwischenergebnisse vor. Das Modellvorhaben soll 2014 abgeschlossen sein. Dann will sich der Verband für eine größere Autonomie der Berufsgruppe stark machen.

"Unser Ziel ist der Direktzugang der Patienten zum Physiotherapeuten", so Repschläger. Der Physiotherapeut sei der Bewegungsexperte. "Er weiß, welcher Patient mit welcher Methode am besten behandelt wird." (iss)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kein Kompetenzgerangel

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