Auszug aus dem Ärztehaus

Hamburgs Kammer kündigt die KV-WG

Die Ärztekammer in Hamburg wird flügge: Sie will das Ärztehaus verlassen, in dem sie bislang mit der KV residiert. Trotz Differenzen mit dem KV-VV-Chef versichert Kammerchef Montgomery: Die Kooperation mit der KV bleibt eng.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Das Hamburger Ärztehaus bietet beiden Körperschaften nicht mehr ausreichend Platz. Als Folge zieht die Kammer in ein eigenes Quartier um.

Das Hamburger Ärztehaus bietet beiden Körperschaften nicht mehr ausreichend Platz. Als Folge zieht die Kammer in ein eigenes Quartier um.

© Ärztekammer Hamburg

HAMBURG. Kammer und KV in Hamburg agieren in vielen Sachen gemeinsam: sie betreiben zusammen eine Patientenberatung, geben ein gemeinsames Ärzteblatt heraus und arbeiten unter einem Dach - noch.

Denn laut Beschluss der Delegiertenversammlung der Ärztekammer wird die Kammerverwaltung aus dem Hamburger Ärztehaus ausziehen.

Kammerpräsident Dr. Frank Ulrich Montgomery hält diesen Schritt für folgerichtig, wie er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" erläuterte.

"Wir werden auch künftig eng mit der KV zusammenarbeiten. Aber der Umzug in gemietete Räume macht ökonomisch Sinn", sagt Montgomery.

Mit dem Auszug aus dem Hamburger Ärztehaus riskiert er allerdings eine verschnupfte KV - und das persönliche Verhältnis Montgomerys zu Dr. Michael Späth, dem einflussreichen Vorsitzenden der KV-Vertreterversammlung, ist ohnehin seit über einem Jahrzehnt immer mal wieder von Spannungen gekennzeichnet.

Doch für den Auszug aus dem gemeinsamen Haus, an dem die Kammer zehn Prozent gehören, gibt es keine persönlichen und keine emotionalen, sondern rein sachliche Gründe, wie Montgomery erläutert.

Raumbedarf: Die Kammer stößt im Ärztehaus längst an ihre Grenzen. Neben den 800 Quadratmetern im Ärztehaus mietet die Kammer weitere fast 2000 Quadratmeter extern an. Folge: Die Arbeit der Kammer ist derzeit auf fünf Standorte in der Hansestadt verteilt.

Planungssicherheit: Am neuen Standort, nur wenige Minuten vom Ärztehaus entfernt, wird ein langfristiger Mietvertrag angestrebt. Wie und wann es mit dem renovierungsbedürftigen Ärztehaus weitergeht, ist dagegen noch offen.

Kosten: Bei einem Neubau des rund 40 Jahre alten Ärztehauses sind die tatsächlichen Kosten derzeit trotz Gutachtens schwer zu prognostizieren. Von ursprünglich 27 Millionen Euro steigerte sich die Prognose auf inzwischen über 37 Millionen Euro. Problem des Standortes ist ein hoher Grundwasserspiegel.

Dass es in der KV kritische Töne zum Auszug der Kammer gibt, will der Kammerpräsident, der sich 2014 in der Hansestadt zur Wahl stellen muss, nicht überbewerten.

"Wir bleiben in der Nachbarschaft. Die Einheit der Ärzteschaft in Hamburg liegt uns am Herzen", betont Montgomery.

Dies wird sich nach seiner Ansicht nicht nur in gemeinsamen Projekten wie der Patientenberatung zeigen, sondern auch im Auftreten gegenüber Politik und Krankenkassen.

Montgomery kann sich etwa in Auseinandersetzungen mit den Kostenträgern einen engeren Schulterschluss der Körperschaften vorstellen. "Die Krankenkassen agieren zunehmend unerträglich und zeigen, dass sie nicht an Versorgung interessiert sind. Ich kann mir vorstellen, dass wir uns dagegen auch gemeinsam wehren", sagt er.

Dies könnte schon in wenigen Wochen in der aktuellen Honorarauseinandersetzung mit den Hamburger Kassen wichtig werden. Auch im neuen Landesgremium zur Bedarfsplanung nach Paragraf 90a SGB V könnte ein gemeinsames Auftreten von Kammer (ein Vertreter) und KV (zwei Vertreter) in vielen Fragen wichtig werden.

"Die Krankenkassen werden auch hier sehen, dass wir an einem Strang ziehen", sagt Montgomery.

Damit folgten die Körperschaften dem Vorbild der Basis: denn der "kurze Dienstweg" zwischen Ärzten in Klinik und Praxis ist intakt und funktioniert nach Einschätzung Montgomerys besser als der mancher Funktionäre.

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