Neuer EBM

Norden contra KBV

Starke Worte an die Adresse der KBV: Der neue EBM dividiere Haus- und Fachärzte auseinander und trage Unfrieden in die KVen. Im Fokus der Kritik: KBV-Vorstand Feldmann.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Ziehen an einem Strang - aber in verschiedene Richtungen: Nach Ansicht der KV Schleswig-Holstein geht mit dem neuen EBM die politische Absicht einher, Haus- und Fachärzte auseinanderzudividieren.

Ziehen an einem Strang - aber in verschiedene Richtungen: Nach Ansicht der KV Schleswig-Holstein geht mit dem neuen EBM die politische Absicht einher, Haus- und Fachärzte auseinanderzudividieren.

© Olly / fotolia.com

BAD SEGEBERG. Die Unzufriedenheit im Norden mit der KBV-Spitze wächst. Grund ist der neue EBM. Die schleswig-holsteinische Abgeordnetenversammlung fordert nun, den neuen EBM schon zum Jahresbeginn wieder außer Kraft zu setzen.

Auch die KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke hält nichts von dem neuen Werk. "Die politische Absicht des kompletten Auseinanderdividierens der Haus- und Fachärzteschaft lassen wir nicht zu. Wir wollen diesen Spaltpilz nicht", sagte Schliffke.

Der EBM sei weder im Interesse der Haus-, noch der Fachärzte und Psychotherapeuten. Sie kündigte eine deutliche Positionierung des KV-Vorstands in der KBV dazu an.

Schliffke sprach in Zusammenhang mit dem neuen EBM von einer "Kampfansage an die Fachärzte, Psychotherapeuten und die Hausärzte". An deren Adresse sagte sie ausdrücklich: "Glauben Sie nicht, man wolle Ihnen etwas Gutes tun." Stattdessen vermutet sie ein "bewusstes Hereintragen von Unfrieden in die KVen".

Besonders KBV-Vorstand Regina Feldmann steht in der Kritik. Schliffke sieht im EBM ein Politikum mit einer eindeutigen Aussage der Hausärztin Feldmann, und die lautet nach Ansicht der Hausärztin Schliffke: "Komplette institutionelle Trennung der Haus- und Fachärzteschaft in der KBV und in den KVen und nur ich und mein Hausarztboard wissen, was für Ärzte gut ist und bestimmen, wo der Weg lang geht."

Aufruf zur Einigkeit

Mit Blick auf die von ihr skizzierten Kritikpunkte und das erst im vergangenen Jahr gewählte KBV-Vorstandsmitglied führte Schliffke noch an: "Es ist schon bemerkenswert, was Frau Feldmann innerhalb eines Jahres erreicht hat."

Schliffkes Vorstandskollege Dr. Ralph Ennenbach sieht den neuen EBM in erster Linie von den KV-Vorsitzenden in den östlichen Bundesländern getragen und fragte: "Ist die KBV-Vorsitzende einer bestimmten Region verpflichtet?" Ärzte, die dennoch Erwartungen an den neuen EBM knüpfen, nahm er den Optimismus: "Glauben Sie nicht an ein Plus."

Eine Simulationsberechnung der Nord-KV hat ergeben, dass es große Voluminaverschiebungen zwischen den alten und neuen Versichertenpauschalen und etwas Verlust bei der Chronikerpauschale geben wird. Unterm Strich wird im hausärztlichen Versorgungsbereich ein Punktzahlverlust von 3,67 Prozent stehen - dagegen bleibt der Geldtopf unverändert.

Folge des neuen EBM könnte laut Schliffke außer der Gefahr einer zerstrittenen Ärzteschaft sein, dass aus fachübergreifenden Berufsausübungsgemeinschaften wieder Praxisgemeinschaften werden und dass dem teamorientierten ärztlichen Nachwuchs aus EBM-Gründen der inhaltliche Boden entzogen wird.

Schliffke rief deshalb die Ärzteschaft im Norden zur Einigkeit auf. Dies scheint bislang noch der Fall: die Forderung von Hausarzt Michael Sturm nach Aussetzung des neuen EBM wurde mit großer Mehrheit unterstützt. Die Abgeordneten sehen darin ein wichtiges Signal an die anderen KVen.

Anschließend wurde mit ebenso deutlicher Mehrheit ein neuer HVM verabschiedet, der verhindern soll, dass der neue EBM die befürchtete Wirkung entfaltet.

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