Kommentar zum Notdienst in Thüringen
Weniger ist mehr
Notdienste sind für niedergelassene Ärzte oft ein notwendiges Übel und in vielen Ländern daher eine Dauerbaustelle. Den Stein der Weisen hat noch keine KV gefunden. Stets sehen sich einige Ärzte übervorteilt, da die Belastungen in den Regionen unterschiedlich verteilt sind.
In Thüringen wurde mit der Reform vor drei Jahren offenbar ein Modell gefunden, das auch in der Breite auf Akzeptanz gestoßen ist. Die Notdienstbereiche wurden massiv zusammengelegt und zentralisiert.
Das paradoxe Ergebnis: Auf einen Schlag nur noch halb so viele Fälle, bei gleichzeitig weniger Beschwerden. Auch die Kassen rieben sich verwundert die Augen.
Das hat zwei Ursachen: Die Lasten wurden auf mehr Schultern verteilt und die längeren Wege zur Notdienstzentrale, verbunden mit einer etwas restriktiveren Handhabung von Hausbesuchen, haben offenbar die Spreu vom Weizen echter Akutfälle getrennt.
Die Hürden für einen Anruf beim ambulanten Notdienst lagen in der Vergangenheit sehr niedrig. Einige Patienten warteten ganz bewusst die Sprechzeiten ab, um dann beim Notdienst vorstellig zu werden. Der Missbrauch des Systems konnte eingedämmt werden.
Der positive Nebeneffekt: Die Niederlassung auf dem Land wird für junge Ärzte attraktiver, wenn sie keinen Dauereinsatz im Notdienst befürchten müssen.
Wenn jetzt der Trend zur Zentralisierung geht, sollte der nächste Schritt allerdings sein, auch eine Zusammenlegung von Rettungsdienst und Notdienst in den Fokus zu nehmen
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