Wartezeiten

SPD-Fraktion pocht auf Koalitionsvertrag

Die SPD wirbt weiter für gesetzlich geregelte Terminvergabestellen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Ärzte wollen die Terminvergabe in Eigenverantwortung beschleunigen. Die Krankenkassen mischen ebenfalls mit.

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Wie lange soll ein Patient höchstens auf einen Facharzttermin warten müssen? Darüber wird seit Wochen diskutiert.

Wie lange soll ein Patient höchstens auf einen Facharzttermin warten müssen? Darüber wird seit Wochen diskutiert.

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BERLIN. Die große Koalition will auf jeden Fall eine gesetzliche Regelung zur schnelleren Vergabe von Facharztterminen einführen. "Da sind wir in der Pflicht", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Professor Karl Lauterbach am Mittwoch der "Ärzte Zeitung".

In manchen ländlichen Regionen und Stadtteilen sei die Facharztdichte so dünn, dass auch die Facharztschiene der Krankenhäuser genutzt werden müsse, um Termine binnen vier Wochen zu ermöglichen. Auf diese Frist hatten sich Union und SPD im Koalitionsvertrag geeinigt.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Frank Ulrich Montgomery, hatte ein Modell der "dringlichen Überweisung" vorgeschlagen. Hausärzte sollten auf der Überweisung die Dringlichkeit einer Überweisung vermerken können. Im Saarland wollen die dortige Kassenärztliche Vereinigung und die Landesregierung ein solches Modell erproben.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte Montgomerys Modell bereits dahin gehend kommentiert, dass dann die geplanten Terminvergabestellen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen weniger Arbeit hätten. Für Lauterbach wirft der Vorstoß des Ärztepräsidenten die Frage auf, ob es denn im Augenblick tatsächlich so sei, dass dringende Überweisungen nicht bevorzugt behandelt würden.

Die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) hat sich bereits in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gewandt. Patienten an Kliniken zu verweisen, wenn sie zu lange auf einen ambulanten Termin warten müssten, sei nicht zielführend, schreiben GFB-Präsident Professor Hans-Peter Bruch und sein Vize Dr. Wolfgang Wesiack.

Um die Wartezeiten auf einen ambulanten Termin zu verkürzen, plädieren sie dafür, die Zulassungs- und Fallzahlbegrenzung abzuschaffen und mehr Geld in den niedergelassenen Sektor zu investieren.

Auch Kassen vermitteln Facharzttermine

14.692 Patienten haben im Jahr 2012 die Hotline der DAK zur Vermittlung von Facharztterminen angerufen - eine Steigerung um gut 200 Prozent im Vergleich zu 2009. Darauf hat die DAK in einer Mitteilung verwiesen. Dadurch verkürzten sich Wartezeiten bei einzelnen Facharztgruppen von mehreren Monaten auf wenige Tage, so die Kasse.

Besonders gefragt seien Termine beim Radiologen: 1899 Patienten wollten sich 2013 dorthin vermitteln lassen. Es folgen die Fachrichtungen Neurologie (1693) und Orthopädie (1320). Platz vier belegen laut DAK-Auswertung Psychiater und Psychotherapeuten mit 1164 Anrufen.

"Wer zum Facharzt muss, erlebt meist Ängste, Verunsicherung und Leiden", sagt Professor Herbert Rebscher, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Umso wichtiger sei es, dass die Wartezeit auf einen Termin möglichst kurz ist.

Beim Augenarzt kämen die Versicherten, die den Service der Kasse nutzten, im Vergleich zu ihrem selbst vereinbarten Termin im Schnitt 77 Tage eher dran. Bei Psychotherapeuten und Neurologen könnten durchschnittlich 46 Tage, bei Radiologen 25 Tage gespart werden, so die Kasse.

Die meisten Anrufe kommen der DAK-Mitteilung zufolge aus Nordrhein-Westfalen. 4031 Menschen meldeten sich von dort. Auf den Rängen zwei und drei liegen Hessen (1826) und Niedersachsen (1255). Das zweitbevölkerungsreichste Land Bayern kommt mit 653 Anfragen auf den 10. Platz. Nach Auswertung der Krankenkasse erhalten über 90 Prozent aller Anrufer einen Termin.

Einer nicht repräsentativen Umfrage des Arztbewertungsportals "jameda" zufolge bekommt fast jeder zweite Patient spätestens innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt. (af/sun)

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