Honorar

Psychotherapeuten fühlen sich benachteiligt

Ärzte erhalten für ihre Leistungen viel mehr Honorar, klagen die Psychotherapeuten - und fordern mehr Geld. Um die Wartezeiten der Patienten auf eine Psychotherapie zu senken, schlagen sie ein mehrstufiges Modell vor.

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Im Vergleich zu den Einkommen der Ärzte fällt ihr Geldstapel deutlich kleiner aus, monieren die Psychotherapeuten.

Im Vergleich zu den Einkommen der Ärzte fällt ihr Geldstapel deutlich kleiner aus, monieren die Psychotherapeuten.

© Andreas Fitz / panthermedia.net

BERLIN. Psychotherapeuten sind und bleiben Schlusslicht bei der Honorierung der erbrachten Leistungen. Das hat Dieter Best, stellvertretender Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung (DPtV), scharf kritisiert.

Psychotherapeuten erhielten im Schnitt ein so geringes Honorar, dass sie sich kein Personal leisten könnten. Dadurch entstünden die sogenannten "Anrufbeantworterpraxen" - statt eines Mitarbeiters erreichten die Patienten nur die Anrufbeantworter der Psychotherapeuten. Das sei keine gute Situation, so Best.

"Ungleichbehandlung nicht mehr hinnehmbar"

Aktuelle Zahlen der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland (ZI) belegen: Mit 68.500 Euro betrug der Jahresüberschuss eines Psychotherapeuten im Jahr 2010, weniger als die Hälfte des Überschusses eines Arztes (138.000 Euro).

Bei gleicher Arbeitszeit bedeute dies, dass ein Arzt einen Überschuss von knapp 60 Euro je Stunde erziele, ein Psychotherapeut lediglich knapp 36 Euro - vor Abzug von Sozialabgaben und Steuern, betonte Best anlässlich des BMC-Kongresses "Neue Versorgungs- und Anreizstrukturen für die ambulante Psychotherapie" am Mittwoch in Berlin.

"Diese Ungleichbehandlung ist nicht länger hinnehmbar", so Best. Wenn die Selbstverwaltung nicht in der Lage sei, für Honorargerechtigkeit zu sorgen, müsse der Gesetzgeber einschreiten.

Auch müssten die Wartezeiten auf einen Therapieplatz deutlich verkürzt werden, forderte Best. Laut Psychotherapeutenkammer warten Patienten bis zu drei Monate auf ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten.

Vor der eigentlichen Therapie sollte daher in einer offenen Sprechstunde geprüft werden, ob eine Psychotherapie überhaupt indiziert sei, so der DPtV-Vize. Danach sollten bis zu 15 Sitzungen einer Akutversorgung folgen, entweder in Einzel- oder Gruppentherapie.

Erst dann bekäme der Patient - wenn es notwendig wäre - in diesem gestuften Model der psychotherapeutischen Versorgung eine richtige Psychotherapie. "Dieses Modell führt nicht zu einer Ausweitung der Leistungen, sie werden nur besser strukturiert", sagte Best.

Psychotherapeut als Lotse angedacht

Überhaupt müsse die Rolle des Psychotherapeuten neu definiert werden, forderte Dr. Christina Tophoven von der Bundespsychotherpeutenkammer (BPtK): "Der Psychotherapeut sollte Lotse in der Versorgung werden." Damit könne er den Zugang zur Psychotherapie steuern.

Qualifiziertes Personal könnte den Psychotherapeuten unterstützen - auf diese Weise könne mehr als ein Patient pro Stunde versorgt werden. Das wäre allerdings in der klassischen Einzelpraxis so nicht möglich. Sinnvoll sei es daher, psychotherapeutische Versorgungszentren einzurichten.

Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot heißt es: "Künftig werden auch arztgruppengleiche Medizinische Versorgungszentren zugelassen." (sun)

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