Hamburg

Kammer-Wahlkampf total

Die Wahl der Ärztekammer Hamburg ist für Präsident Montgomery von großer Bedeutung. Denn für ihn steht damit auch der Posten als BÄK-Chef auf dem Spiel.

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Chef in Doppelfunktion - bei der BÄK und der Ärztekammer Hamburg: Professor Frank Ulrich Montgomery.

Chef in Doppelfunktion - bei der BÄK und der Ärztekammer Hamburg: Professor Frank Ulrich Montgomery.

© ÄK Hamburg

HAMBURG. Wenn Professor Frank Ulrich Montgomery aus seinem Büro im 14. Stock der Hamburger Alstercity blickt, kann er neben wichtigen Wahrzeichen der Hansestadt auch die Baustelle des Hamburger Ärztehauses erkennen.

Dem Haus, in dem die Kammer Jahrzehnte lang zusammen mit der KV einen Teil ihrer Verwaltung untergebracht hatte.

Die KV lässt das 40 Jahre alte Gebäude abreißen, neu bauen und hat sich ein Interimsdomizil gesucht. Die Kammer dagegen hat sich auf Dauer aus dem Ärztehaus in der Humboldtstraße verabschiedet und in der Alstercity ganz neu eingerichtet.

Der Streit um den Abschied der Kammer aus dem Ärztehaus ist für Montgomery abgeschlossen - gerade noch rechtzeitig, um nicht als Baustelle den Wahlkampf um die Mandate in der Ärztekammer Hamburg zu belasten.

Eine wichtige Entscheidung

Für Montgomery, der von KV-Seite in Sachen Auszug kritisiert wurde, ist die Wahl in Hamburg wichtig, wenn er im kommenden Jahr erneut als Präsident der Bundesärztekammer gewählt werden will.

Und dass er dieses Ziel verfolgt, hat er schon vor Wochen deutlich gemacht. Voraussetzung dafür ist eine erneute Amtszeit als Präsident der Hamburger Ärztekammer.

"Man muss das, was man in Berlin beschließt, vor Ort am eigenen Leib erfahren", sagt Montgomery zu der notwendigen Kopplung der Ämter.

Damit die Wahl in Hamburg gelingt, musste Montgomery das Thema Ärztehaus rechtzeitig abschließen. Wie es scheint, ist Montgomery dies gelungen.

Während die KV noch um die Finanzierung ihres künftigen Hauses ringt, zahlt die Kammer am neuen Standort nach Angaben Montgomerys für den 15jährigen Mietvertrag weniger Geld, als wenn sie sich am Neubau in der Humboldtstraße beteiligt hätte.

Und während den niedergelassenen Ärzten nun eine Anhebung der KV-Verwaltungskostenumlage bevorsteht, kann Montgomery Sätze wie diesen sagen: "Wir können unseren Mitgliedern keine Beitragsanhebung zumuten, weil wir schöner wohnen wollen."

Eine unfreiwillige Unterbrechung

Thema erledigt, Wahl aber noch nicht gewonnen. Der als Radiologe am UKE angestellte Montgomery weiß aus Erfahrung nur zu gut, wie schnell aus einem sicher erscheinenden Erfolg eine bittere Niederlage werden kann.

Montgomery amtiert in Hamburg seit 20 Jahren, allerdings mit einer unfreiwilligen Unterbrechung von vier Jahren. Von 2002 bis 2006 wurde überraschend Dr. Michael Reusch gewählt, bevor Montgomery dann im Jahr 2006 das Comeback gelang, ohne das ihm 2011 der Weg an die Spitze der Bundesärztekammer nicht gelungen wäre.

In der vergangenen Legislaturperiode gab es neben dem Ärztehaus wenige Themen, die in der Ärzteschaft in der Hansestadt für Aufsehen sorgten. Der Stau bei der Bearbeitung von Anträgen und der Rücktritt einer Ethikkommission sorgten kurz für Aufregung, die aber nach der Neubesetzung schnell abebbte.

Mit der Politik pflegte Montgomery sein gewohnt professionelles Verhältnis. Die Zusammenarbeit mit Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks beschreibt er als "völlig geräuschlos und ohne publizistische Schau".

Der 62jährige Montgomery ist Spitzenkandidat der Liste sieben in Hamburg, die mit ihren Kandidaten des Marburger Bundes (MB) bei der vergangenen Wahl klarer Sieger waren.

Sie halten derzeit 23 der 57 Sitze und kooperieren eng mit der Liste eins des Hamburger Hausärzteverbandes (vier Sitze) um dessen Vorsitzenden Dr. Klaus Schäfer. Der 70jährige Hausarzt, zugleich Vizepräsident der Kammer, und Montgomery wollen die Zusammenarbeit fortsetzen.

Pädiater mit eigener Mannschaft

Ob das gelingt, hängt vor allem vom Abschneiden der Facharztliste ab. Hier kandidieren viele der in der KV tonangebenden Kandidaten wie Dr. Dirk Heinrich, Dr. Michael Reusch und Dr. Wolfgang Wesiack.

Als Hamburger Allianz fielen sie bei der vergangenen Wahl auf nur noch zehn Sitze zurück. Gespannt sein darf man, ob die zweite Hausarztliste, die verbandskritischen "Hamburger Hausärzte" (zwei Sitze) bei der Wahl ihre Sitze verteidigen kann.

Außerdem treten Zusammenschlüsse unter den Namen "Hamburger Ärzteopposition" (derzeit vier Sitze), "Integration" (drei), "Psychotherapie" (drei), die Freie Ärzteschaft (drei), der Hartmannbund (ein) und die Hamburger Pädiater mit jeweils eigenen Listen an. (di)

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