Schmerzmedizin

Fachgesellschaft fordert eigenen Facharzt

Gäbe es in Deutschland einen Facharzt für Schmerztherapie, stünden ihm Behandlungsoptionen aus verschiedenen Fachgruppen zur Verfügung. Zudem müsste die Schmerztherapie in der Bedarfsplanung berücksichtigt werden.

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BERLIN. Die multimodale Schmerztherapie scheitert in der Praxis an ihrer Umsetzbarkeit. Das sagt die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS). Um chronische Schmerzpatienten in der Breite besser zu versorgen, wird deswegen ein Facharzt für Schmerzmedizin gefordert.

Problem chronischer Schmerz

Anders als bei Patienten mit schmerzhaften Erkrankungen, bei denen sich Spezialisten eines Fachgebiets um die jeweils schmerzauslösende Erkrankung kümmern und den Schmerz damit lindern oder beseitigen, seien Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom nicht ohne weiteres innerhalb der Grenzen eines Fachgebiets behandelbar, sagte DGS-Präsident Dr. Gerhard Müller-Schwefe.

Ein Behandlungserfolg stelle sich nur dann ein, wenn die unterschiedlichen körperlichen, sozialen und psychischen Probleme gleichzeitig adressiert würden.

Zusatzbezeichnung reicht nicht aus

Einem einzelnen Arzt sei diese fächerübergreifende Behandlung innerhalb des hiesigen Versorgungssystems aber nicht gestattet. Auch bei Erwerb der Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie" dürften die Fächergrenzen nicht überschritten werden.

Aus diesem Grund wird schon seit Jahren die multimodale Schmerztherapie als anzustrebender Standard bei der Versorgung von chronischen Schmerzpatienten propagiert.

Die scheitere aber an der Umsetzung, so der Allgemeinmediziner vom Schmerz- und Palliativzentrum Göppingen. Deutschlandweit gebe es derzeit 2,2 Millionen Patienten mit problematischen Schmerzkrankheiten. All diese Patienten multimodal versorgen zu wollen, sei schlicht unrealistisch.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin forderte anlässlich des von ihr veranstalteten Innovationsforums Schmerzmedizin in Berlin daher erneut die Einführung eines Facharztes für Schmerztherapie.

Regionen plötzlich unterversorgt

Einem solchen neuen Facharzt stünden einerseits Behandlungsoptionen aus unterschiedlichen Fachgruppen zur Verfügung. Neben dieser "Interdisziplinarität in Personalunion" biete ein eigener Facharzt für Schmerztherapie außerdem den Vorteil, dass für die Schmerztherapie dann auch der Sicherstellungsauftrag gelte und sie in der Bedarfsplanung berücksichtigt würde.

Derzeit passiere es nämlich immer wieder, dass Praxen mit schmerzmedizinischem Schwerpunkt, bei denen der Praxisinhaber in Rente geht, mit Ärzten nachbesetzt würden, die zwar dasselbe Fachgebiet, aber keinerlei schmerzmedizinische Ambitionen hätten.

Das könne dazu führen, dass große Teile der schmerzmedizinischen Versorgung in einer Region quasi über Nacht wegbrechen. Dies sei für eine Erkrankung dieser Häufigkeit und von solch hoher ökonomischer Bedeutung nicht akzeptabel, so Müller-Schwefe. (gvg)

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