Allgemeinmedizin

PJ-Lehrpraxen im Saarland gesucht

Das Zentrum Allgemeinmedizin an der Uni Homburg will mehr Nachwuchs-Ärzte für die Allgemeinmedizin gewinnen.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Hausärzte können selbst die Initiative ergreifen, um mehr Nachwuchsmediziner für ihren Berufsstand zu begeistern: Im Saarland werden jetzt Lehrpraxen gesucht, die Studierende für vier Monate während ihres PJ aufnehmen.

"Wenn bei uns im Saarland zehn Praxen mitmachen würden - das wäre super", warb der Leiter des neuen "Zentrums Allgemeinmedizin" der Homburger Uniklinik, Professor Johannes Jäger, kürzlich beim Saarländischen Hausärztetag in Saarbrücken. "Wenn jemand von ihnen uns unterstützen will", rief Jäger den versammelten Hausärzten zu, "dann schicken sie mir einfach eine Mail!"

Bisher gibt es im Saarland erst drei Lehrpraxen, die PJler für vier Monate bei sich arbeiten lassen. Die Studenten machen dies unentgeltlich. Auch für die Hausärzte springt - finanziell - nichts dabei raus. "Das darf man nicht verschweigen", so Jäger. "Zunächst bedeutet das für sie mehr Arbeit."

Aber je länger der PJler in der Praxis mitarbeite, desto größer werde auch die Entlastung.

Die hausärztliche Ausbildung in PJ-Lehrpraxen im Saarland ist noch relativ neu und daher wohl auch noch nicht so bekannt. Erst vor drei Jahren hatte die Fakultät der Homburger Uniklinik beschlossen, dass PJler im Rahmen des Wahlfachs Allgemeinmedizin auch in die Praxen dürfen.

Ein zweiwöchiges Blockpraktikum in Hausarzt-Praxen gibt es schon länger - und dort ist die Beteiligung der Allgemeinmediziner prächtig: 180 Praxen im Saarland und der Umgebung sind laut Jäger mit im Boot.

Jäger äußerte sich zuversichtlich, dass sich künftig wieder mehr Medizin-Studenten für den Hausarzt-Beruf entscheiden. Bisher hätten sich in Homburg pro Jahr nur zwei Studenten für die Weiterbildung Allgemeinmedizin entschieden.

Diese Zahl lasse sich wenigstens auf fünf bis sechs pro Jahr erhöhen. Das wird allerdings bei Weitem nicht reichen: Die KV warnt schon seit langem, dass allein in diesem Jahr 100 Hausärzte das Rentenalter von 65 Jahren erreichen.

Wichtigster Grund dafür, dass sich bisher nur so wenig Studenten für den Hausarzt-Beruf entscheiden, ist nach Jägers Ansicht Unwissenheit. "Viele wissen am Anfang nicht, was Allgemeinmedizin eigentlich ist." Und nur Banales wie Schnupfen und Brechdurchfall zu behandeln - das sei für den Nachwuchs "einfach nicht sexy".

Verantwortlich für den mangelnden Nachwuchs sind aber offenbar auch die Hausärzte selbst. "Eine Kommilitonin hat sich bei fünf Hausärzten um ein Praktikum beworben", berichtete der Homburger Medizin-Studenten Daniel Guidez. Vier hätten gleich abgesagt. Der Fünfte habe gesagt ‚Wir nehmen dich nur, wenn wir auch was von Dir haben‘.

"Das prägt sich ein", so Guidez, "und spricht sich bei den Studenten rum".Grund sind aber wohl auch alte Vorurteile an den Universitäten selbst. "Als mir zum Examen 2012 gratuliert wurde", berichtete Zaid Binot, inzwischen Assistent in Weiterbildung, "hieß es noch ‚aber sie machen ja nur Allgemeinmedizin‘".

An der Uniklinik gibt es seit August das "Zentrum Allgemeinmedizin". "Wir haben jetzt eigene Räume, Promotions- und Habilitationsrecht und einen Sitz im Fakultätsrat", sagt Leiter Jäger. Auch Geld sei endlich da: Die KV Saarland hatte beschlossen, das Zentrum für zehn Jahre mit jährlich 75.000 Euro zu unterstützen.

Hausärzte, die PJler aufnehmen wollen, können sich an das "Zentrum Allgemeinmedizin" wenden: http://tinyurl.com/n5ouxnt

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“