Ärzte warnen

Deutschland steht vor Allergieschock

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Zahl unbehandelter Allergiker in Deutschland wächst dramatisch. Allergien hätten sich zu einer Volkskrankheit entwickelt, warnen Ärzte.

30 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe des Lebens an einer Allergie. Jedes dritte Neugeborene komme mit in den Genen angelegten Allergierisiken zur Welt.

Die Zahl der Ärzte, die allergologische Diagnosen abrechnen, sei in den vergangenen Jahren jedoch um 30 Prozent zurückgegangen. Die Zunahme von Bronchialasthma sei ausschließlich auf unbehandelten Heuschnupfen zurückzuführen.

Geringer Anteil an Hyposensibilisierung

Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des Gesundheitsökonomen Professor Jürgen Wasem hatte ergeben, dass nur sieben Prozent der Menschen mit Heuschnupfen und nur fünf Prozent der an Asthma leidenden Menschen eine Hyposensibilisierung bekämen.

 Deutschland sei somit auf dem Stand einer "allergologischen Bananenrepublik". Darauf hat das Aktionsforum Allergologie in seiner ersten Pressekonferenz am Dienstag in Berlin hingewiesen.

Die in dem Forum organisierten Dermatologen, HNO-Ärzte, Pneumologen und Pädiater forderten Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und die ärztliche Selbstverwaltung auf, die Versorgung von Menschen mit Allergien zu verbessern.

Dafür müsse die Allergologie in der Approbationsordnung und in den Weiterbildungsordnungen verankert werden. Es bedürfe einer politisch gewollten Präventionsstrategie, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI), Professor Harald Renz.

Zudem müsse es auch für Allergiker DRG geben, um die stationäre Diagnose und Therapie schwer erkrankter Menschen zu verbessern.

HNO-Ärztin und BÄK-Vorstandsmitglied Ellen Lundershausen machte sich für interdisziplinäre strukturierte Behandlungsprogramme für Allergiker stark. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat die Beratung eines dementsprechenden Antrags aufgeschoben.

Die pauschalierte Vergütung macht Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen, für den Einbruch bei der Versorgung verantwortlich. Der EBM werde dieses Problem lösen müssen, sagte Hellmann. (af).

Mehr zum Thema

Regelung muss in die Approbationsordnung

Hartmannbund fordert einheitliche Aufwandsentschädigung fürs PJ

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert