Notdienst

KV Thüringen reagiert auf Patientenansturm

Die KV Thüringen will den Patientenansturm auf die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser bremsen: Künftig soll mit Kliniken enger zusammengearbeitet werden, außerdem sind striktere Regeln für Vertragsärzte geplant.

Von Katrin Zeiß Veröffentlicht:
Zwischen 25 000 und 30 000 Patienten suchen pro Quartal den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Thüringen auf, aber viele gehen in die Klinik.

Zwischen 25 000 und 30 000 Patienten suchen pro Quartal den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Thüringen auf, aber viele gehen in die Klinik.

© Reichel / dpa

WEIMAR. Die KV Thüringen (KVT) will den Patientenansturm auf die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser bremsen - durch engere Kooperation mit den Kliniken.

Der Vorstand soll dazu ein Konzept zur sektorübergreifenden Notfallversorgung erarbeiten, wie die KVT-Vertreterversammlung jetzt beschloss.

Denkbar sind gemeinsam betriebene ambulante Erstversorgungseinrichtungen, wozu die Ärztevertretung Gespräche mit Landeskrankenhausgesellschaft und Kassen plant.

Die angestrebten Erstversorgungszentren sollen die Patienten weitervermitteln - entweder in eine ambulante allgemeinmedizinische Behandlung, eine weiterführende fachärztliche oder eine stationäre Versorgung.

Bessere Abstimmung des Behandlungsbedarfs

Ziel ist eine bessere Abstimmung des Behandlungsbedarfs bei Patienten, die außerhalb der Sprechstundenzeiten niedergelassener Ärzte Kliniknotfallaufnahmen aufsuchen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte kürzlich beklagt, dass die Kliniknotfallaufnahmen überlastet und unterfinanziert seien - und zugleich kritisiert, dass der Notdienst der Praxisärzte nicht funktioniere.

Die KVT-Vorsitzende Annette Rommel räumte hier Probleme in Thüringen ein. So stoße der Hintergrunddienst, der einspringen soll, wenn ein eigentlich für den Notdienst eingeteilter Arzt unerwartet ausfällt, mancherorts auf strikte Ablehnung bei Praxisärzten.

Zumindest einen immer vorhandenen Ärztepool zur Kompensation von Ausfällen müsse es aber geben, so Rommel. Sie stellte klar, dass die KVT hier notfalls auch regelnd eingreifend werde.

"Dann macht das die KV." Zudem müssen eigentlich für den Notdienst eingeteilte Mediziner bei Nichtantritt des Dienstes nach einem Beschluss der VV künftig eine Entschädigung zahlen.

Auch in Thüringen wächst die Zahl der Patienten, die außerhalb der Sprechstundenzeiten von Praxen eine Klinik zur Notfallbehandlung aufsuchen.

Wartezeit in der Praxis zu lang?

Rommel legte der Vertreterversammlung Zahlen vor, wonach im vergangenen Jahr bis zu 45.000 Patienten pro Quartal die Notdienste der knapp 40 Thüringer Kliniken nutzten.

Die Zahl der Patienten, die den Bereitschaftsdienst der Kassenärzte in Anspruch nahmen, pendelte zwischen 25.000 und mehr als 30.000 je Quartal - mit steigender Tendenz. Zugleich ist der Notdienst nach KV-Darstellung ein Minusgeschäft.

Das Defizit liege bei rund vier Millionen Euro. Die Klinik-Notfallambulanzen boomen in Thüringen hauptsächlich dort, wo die KV-Notdienstzentrale nicht direkt am Krankenhaus liegt oder wo die Patientenzahlen insgesamt sehr hoch sind.

Offenbar hätten Kliniken aber auch ein großes Interesse an der Behandlung von Notfallpatienten, mutmaßte ein Arzt aus Südthüringen in der Diskussion.

Zudem sei davon auszugehen, dass nicht nur Patienten mit tatsächlich akutem Behandlungsbedarf die Notfallaufnahmen der Kliniken aufsuchten, so KVT-Vize Thomas Schröter.

Er sprach von einer "Anspruchshaltung" der Versicherten: "Ihnen ist die Wartezeit in der Hausarztpraxis zu lang und deshalb gehen sie ins Krankenhaus."

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