Onkologen

Fachkräfte könnten Hausbesuche übernehmen

In einer Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen sprechen sich Ärzte dafür aus, dem nichtärztlichen Fachpersonal eine größere Rolle bei der Patientenversorgung zu geben.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Auch nichtärztliches Personal kann in der Betreuung von Patienten eine große Rolle spielen.

Auch nichtärztliches Personal kann in der Betreuung von Patienten eine große Rolle spielen.

© Raths / photo.com

KÖLN. Niedergelassene Onkologen haben großes Interesse daran, dem nichtärztlichen Fachpersonal eine größere Rolle bei der Patientenversorgung zu geben.

Das zeigt eine Erhebung des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO). Danach sehen die Ärzte im Einsatz der Mitarbeiter bei der Schulung von Patienten und Angehörigen sowie der Übernahme von Hausbesuchen das größte Potenzial.

An der Befragung hatten sich 72 Hämatologen und Onkologen aus onkologischen Schwerpunktpraxen sowie 292 Praxismitarbeiter beteiligt.

"Fast alle befragten Ärzte schließen sich der Überlegung an, qualifizierte Mitarbeiter stärker in patientennahe Versorgungsaufgaben einzubinden", heißt es im Qualitätsbericht 2014 der onkologischen Schwerpunktpraxen des WINHO.

Übernahme von Hausbesuchen?

Mehr Unterstützung können sie sich auch bei der Beratung und Aufklärung vorstellen. Die Mitarbeiter trauen sich ebenfalls eine größere Mitwirkung zu.

Allerdings sind sie bei einzelnen Aufgaben skeptischer als die Ärzte. Die Übernahme von Hausbesuchen können sich 40 Prozent der Mitarbeiter nicht vorstellen.

Das WINHO hat die Onkologen danach gefragt, zu welchen Themen die Mitarbeiter zusätzlich fortgebildet werden sollten, um stärker in der Patientenversorgung aktiv zu werden.

Dabei stehen die eingesetzten Medikamente, die therapeutische Intervention und allgemeine Grundlagen oben auf der Wunschliste der Ärzte.

Das WINHO und der Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland sind derzeit im Gespräch mit einzelnen Ärztekammern, wie eine solche spezialisierte Fortbildung aussehen könnte, berichtet WINHO-Geschäftsführer Dr. Walter Baumann. "Wir wollen das Thema voranbringen", sagt er.

Nach dem WINHO-Bericht, der auf Daten aus 200 Praxen mit 408 niedergelassenen Hämatologen und Onkologen beruht, sind in jeder onkologischen Schwerpunktpraxis im Schnitt 8,5 nichtärztliche Assistenzkräfte beschäftigt.

Zwei Drittel sind Medizinische Fachangestellte, ein Drittel ausgebildete Pflegekräfte. "In beiden Berufsgruppen haben etwa 50 Prozent eine zusätzliche Qualifikation für die Tätigkeit in der onkologischen Versorgung erworben", so der Bericht.

Nach der jüngsten Strukturerhebung des WINHO sind nur noch 15 Prozent der onkologischen Schwerpunktpraxen Einzelpraxen, sechs Prozent Teil einer Praxisgemeinschaft, zwölf Prozent ein Medizinisches Versorgungszentrum.

57 Prozent sind lokale und elf Prozent überörtliche Berufsausübungsgemeinschaften. Im Vordergrund stehen dabei fachgleiche Zusammenschlüsse von Hämatologen und Onkologen.

Bereits 41 Prozent der Praxen haben nach eigenen Angaben ein zweites Standbein, also ausgelagerte Praxisräume oder eine von der KV genehmigte Zweigstelle.

In mehr als der Hälfte der Praxen sind drei und mehr Ärzte regelmäßig tätig, so das Institut. Weniger als 20 Prozent der Ärzte in den Schwerpunktpraxen sind in einem anderen Fachgebiet als der Onkologie tätig.

Kooperationen immer wichtiger

Die Einbindung in zertifizierte Zentren spielt eine immer größere Rolle. "Im Durchschnitt ist eine onkologische Schwerpunktpraxis mit 3,3 Zentren verbunden", so der Bericht.

80 Prozent der Praxen haben mindestens mit einem Darmkrebszentrum eine vertragliche Verbindung. Bei Brustkrebszentren sind es mindestens 65 Prozent.

Die Patientenbefragungen des WINHO zeigen allerdings, dass es für die Zufriedenheit mit der Versorgung offensichtlich keine wahrnehmbare Rolle spielt, ob Ärzte in einem zertifizierten Zentrum tätig sind oder nicht.

Mit Punkten wie dem Informationsaustausch der Ärzte, der Zusammenarbeit und der Abstimmung sind die Patienten innerhalb und außerhalb der Zentren gleichermaßen zufrieden.

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