KV Thüringen

Servicestellen sind "Luxusangebot in der GKV"

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Die Vertreterversammlung der KV Thüringen kritisiert das geplante Versorgungsstärkungsgesetz. Dennoch müssen erste Planungen für die künftige Facharztterminvergabe anlaufen.

Von Katrin Zeiss

WEIMAR. Die KV Thüringen (KVT) hat vor der abschließenden Beratung über das Versorgungsstärkungsgesetz im Bundestag am 11. Juni eine einseitige finanzielle Belastung der niedergelassenen Ärzte durch die geplanten Terminservicestellen kritisiert.

Die KVT müsse zusätzliche Personal- und Sachkosten für dieses "Luxusangebot in der GKV" in ihren Haushalt einkalkulieren, sagte KV-Vize Thomas Schröter in der jüngsten Sitzung der Vertreterversammlung.

Die von der großen Koalition angestrebten Terminservicestellen sollen gesetzlich Krankenversicherten bei Vorliegen einer Überweisung innerhalb von vier Wochen einen Facharzttermin vermitteln.

Ist diese Frist nicht zu halten, müssen die Servicestellen einen Facharzttermin in einem Krankenhaus anbieten. Bundesweit laufen die Kassenärztlichen Vereinigungen seit Monaten gegen das Vorhaben Sturm.

Schröter verwies auf Erfahrungen aus Sachsen, wo die dortige KV per Honorarvertrag Terminvermittlung betreibe und dafür vier neue Beschäftigte eingestellt worden seien. "Eine derartige Zusatzbelastung kann man nicht mit Einsparungen abfedern", so Schröter.

Gleichwohl könne sich die KV einem gesetzlichen Auftrag nicht verweigern, reagierte er auf entsprechende Vorschläge in der Diskussion. Dass die große Koalition an den bei Ärzten ungeliebten Servicestellen nicht mehr rütteln werde, sei spätestens beim Auftritt von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf dem Ärztetag in Frankfurt klar geworden.

Nichtsdestotrotz fordert die KVT die Thüringer Bundestagsabgeordneten vor allem der Regierungskoalition auf, gegen das Versorgungsstärkungsgesetz zu stimmen - die Hoffnung stirbt eben zuletzt.

Modelle zur Terminvergabe

Unabhängig davon laufen in Thüringen die ersten Planspiele, wie die Terminvermittlung konkret aussehen könnte. Denkbar ist, dass jeder Facharzt monatlich zwei Termine für Patienten, die sich an die Servicestelle wenden, freihält und diese der Vermittlungsstelle mitteilt.

Geplant ist auch eine Rahmenvereinbarung mit der Landeskrankenhausgesellschaft. Die Sprechzeiten der Servicestelle sollen begrenzt werden.

Nicht ohne Sorge sieht die KVT zudem die Konkurrenz der gesetzlichen Vier-Wochen-Facharztfrist zu den Einzelvereinbarungen mit bestimmten Krankenkassen, deren Mitglieder in dringenden Fällen innerhalb einer Woche eine Überweisung erhalten.

Einen solchen Vertrag zur Überweisungssteuerung hat die KVT mit der thüringenweit mitgliederstärksten Kasse AOKplus abgeschlossen.

In dem seit Jahresbeginn laufenden Projekt organisiert der behandelnde Arzt seinen Patienten je nach Dringlichkeit für den nächsten Tag oder innerhalb einer Woche einen Facharzttermin. Nach Angaben der KVT-Vorsitzenden Annette Rommel kommt dies gut an.

Im ersten Quartal hätten 8500 Patienten einen Dringlichkeitstermin erhalten, etwa die Hälfte bereits am nächsten Tag. Die Kasse zahlt den Haus- und Fachärzten dafür einen Bonus. Vom 1. Juli an sollen auch Versicherte der Techniker Krankenkasse von der dringlichen Terminvergabe profitieren.

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