Hessen

KV will "strategischer Marktführer" werden

Unter dem Motto "Vom Verwalter zum Gestalter" will die KV Hessen das Steuer im Gesundheitswesen des Landes übernehmen. Vor allem in Kommunen soll die Körperschaft aktiver mitwirken, ist sich die Vertreterversammlung einig.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

FRANKFURT. Die KV Hessen will auf kommunaler Ebene zukünftig stärker mitgestalten.

Mit drei Zielen - der Förderung kommunaler Versorgungskonzepte, verstärktem Einsatz in der Versorgungsforschung und der kontinuierlichen Umsetzung der digitalen Vernetzung - soll sich die KV mittelfristig darüber hinaus als "strategischer Marktführer im Gesundheitssystem" des Landes etablieren, hat die Vertreterversammlung auf ihrer jüngsten Sitzung beschlossen.

Anlässlich ihrer Klausurtagung lud sie zu einem Workshop zur "Schärfung ihres strategisch-politischen Profils" ein. Kerngedanke der Tagung war, wie sich die KV Hessen im Markt aufstellen soll - "einem Markt, in dem neben weiteren Körperschaften auch Global Player agieren und der zudem von Fondsgesellschaften als Wachstumsmarkt angesehen wird", so Dr. Klaus-Wolfgang Richter und Dr. Eckhard Starke, Vorsitzende der Vertreterversammlung, in einer Mitteilung.

Die Vertreterversammlung beauftragte Vorstand und Selbstverwaltung, kommunale Versorgungskonzepte zu fördern und zu gestalten.

Nach dem Motto "Vom Verwalter zum Gestalter" sei die KV Hessen sogar in der Lage, zukünftig sowohl eigene ambulante Versorgungseinrichtungen zu betreiben als auch Teile einer stationären Versorgung anzubieten.

"Alle erforderlichen tatsächlichen Voraussetzungen erfüllt sie bereits, der rechtliche Rahmen müsste noch erweitert werden", teilten Richter und Starke mit. "Denkt man den Gedanken konsequent weiter, wäre die KV Hessen durchaus in der Lage, ein eigenes Krankenhaus zu betreiben." Laut Petra Bendrich, Sprecherin der KV Hessen, sei der Prozess "jetzt angestoßen".

Allerdings betonte sie die mittelfristige Perspektive der Planung. "Nun ist die Selbstverwaltung gefragt, konkret zu beschließen, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge angestoßen werden", sagte sie im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

KV will bei Versorgungsforschung mitwirken

Der Auftrag sei jedoch klar: Die KV Hessen soll sich so organisieren, dass sie für Kommunen erster Ansprechpartner wird.

Die entscheidende Frage ist laut Bendrich: "Wie können wir in Regionen mit schwachem Versorgungsgrad einwirken?" Die KV habe genug Know-how, sich aktiver in kommunale Planungen einzubringen.

Auch in der Versorgungsforschung will die KV aktiver mitwirken. Aufgrund ihrer Dokumentation und dem Zugriff auf eine umfangreiche Datensammlung biete sie sich als Partner bei der Diskussion um die praxisnahe Gestaltung des Gesundheitswesens an, war sich die Vertreterversammlung einig.

"Wir verfügen über eine enorme Menge an Daten", sagte Bendrich. "Es gilt nur, sie systematisch zusammenzuführen."

Als erforderlich sieht es die Versammlung an, dass eine digitale Vernetzung innerhalb der ambulanten Versorgung beschleunigt umgesetzt wird. Dies führe laut Richter und Starke zu verbesserter Kommunikation und größerer Unabhängigkeit.

"Das wäre in den Wochen wünschenswert gewesen, als es aufgrund des Poststreiks zu deutlichen Mehraufwänden in Praxen und KV kam."

Dem originären Sicherstellungsauftrag der KV stünde das verstärkte Engagement in kommunale Versorgungsstrukturen und Versorgungsforschung nicht entgegen, ist man sich in der Vertreterversammlung sicher.

Im Gegenteil: Die geplanten Maßnahmen könnten zusätzlich helfen, die Versorgungslücke zu schließen. Aktuell fehlen in Hessen 120 bis 130 Hausärzte pro Jahr; bis 2025 wird diese Zahl voraussichtlich nicht sinken.

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