Kommentar zur UPD

Die Majestätsbeleidiger müssen sich bewähren

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Wenn in Deutschland die private Wirtschaft quasi öffentliche Aufgaben übernimmt, schlägt ihr traditionell tiefes Misstrauen entgegen.

Damit muss sich aktuell die Duisburger Sanvartis GmbH herumschlagen, deren jüngste Tochter seit Januar die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) betreibt und damit in der öffentlichen Wahrnehmung so gut gelittene Institutionen wie die Verbraucherzentralen und den Sozialverband VdK verdrängt.

Das ist ein bisschen wie Majestätsbeleidigung, auch wenn sich die Sanvartis GmbH nur an einem ordentlichen Vergabeverfahren beteiligt und dieses gewonnen hat.

Der Rucksack, den das neue Unternehmen tragen muss, wird nicht leichter durch die massive Kritik aus der Ärzteschaft. Das Unternehmen sei nicht unabhängig von Krankenkassen und Pharmaindustrie, hat Ärztepräsident Professor Frank Ulrich Montgomery ein öffentliches Urteil gefällt. Diese Bruchlinie muss erst einmal wieder überwunden werden.

Die gemeinnützige GmbH, die Sanvartis für die Patientenberatung gegründet hat, werde keine Gewinne machen, hatte Geschäftsführer Thorben Krumwiede bei einer Pressekonferenz nach Ende des Vergabeverfahrens beteuert.

Die Zweifel, ob aus der Tätigkeit der gemeinnützigen GmbH nicht doch windfall profits für die kommerzielle Sanvartis abfallen könnten, lassen sich so jedoch nicht ausräumen.

Zu frisch sind die Erinnerungen der Deutschen an die sogenannten "chinese walls", die die Banken als Informationsbarrieren zwischen ihren Analyseabteilungen und ihren Wertpapierhändlern errichteten - und die sich als löchrig wie Schweizer Käse erwiesen haben.

Die neue Patientenberatung hat nun sieben Jahre Zeit, sich zu bewähren und ihre Unabhängigkeit zu beweisen. Diese Chance muss sie nach der geltenden Rechtslage bekommen.

63 Millionen Euro der gesetzlichen Krankenkassen und einen geringeren Beitrag der privaten Assekuranz darf sie in dieser Zeit aufwenden. Auch die Versicherer sollten zeigen, dass sie dieses Geld ohne Hintergedanken ausgeben.

Die Rendite aus diesem Investment sollten nämlich die Menschen einstreichen dürfen, die Rat suchen. In einem ersten Schritt könnte schon helfen, wenn Anrufer nicht mehr in Warteschleifen versauerten.

Lesen Sie dazu auch: Bei Ärzten: Patientenberatung stößt weiter auf Kritik

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