Schleswig-Holstein

Mit Schnupfen in die Klinik-Ambulanz

Die Debatte um Wartezeiten bei der Notfallversorgung bekommt im Norden eine Wendung. Das Patientenverhalten wird zum Thema.

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KIEL. Die langen Wartezeiten in den Notaufnahmen der schleswig-holsteinischen Krankenhäuser haben im Norden eine politische Diskussion ausgelöst. Neu ist, dass auch eine unangemessene Inanspruchnahme der Patienten thematisiert wird.

So fordert etwa der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Karsten Jasper, eine den Notaufnahmen vorgeschaltete Sichtung der Patienten, um einer Überlastung der Einrichtungen vorzubeugen. "In den Notaufnahmen unserer Krankenhäuser melden sich mittlerweile auch Schnupfenpatienten.

Allein die Sichtung kostet Zeit, die für echte Notfälle fehlt. Den Notaufnahmen muss deshalb eine Sichtung vorgeschaltet werden", sagte Jasper. Er wirbt deshalb für das von der KV und der Krankenhausgesellschaft im Norden entwickelte Konzept der Portalpraxen, die diese Filterfunktion erfüllen sollen.

Das Modell kann bislang nicht umgesetzt werden, weil die KV diese den Notaufnahmen vorgeschalteten Einrichtungen nicht zu den Sprechstundenzeiten betreiben darf. KV-Chefin Dr. Monika Schliffke hatte das vom Bund favorisierte Modell deshalb als "nicht zu Ende gedacht" kritisiert.

FDP-Politiker Dr. Heiner Garg sieht im "Überlaufen der Notfallambulanzen auch eine Folge der verfehlten Gesundheitspolitik von Schwarz-Rot auf Bundesebene". Garg, früher Gesundheitsminister im Norden, forderte CDU und SPD auf, "Ursachenforschung in ihrer eigenen Politik zu betreiben". Er hält Patienten durch die Politik "quasi aufgefordert, die Notfallambulanzen zu nutzen".

Ausgelöst wurde die Diskussion durch Medienberichte über Wartezeiten von Schlaganfallpatienten am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH).

Das UKSH forderte Selbstverwaltung und Gesetzgeber auf, für eine "auskömmliche Finanzierung zu sorgen, um dem Ansturm auf die Notaufnahmen personell wie finanziell gewachsen sein zu können". Das Defizit belaufe sich auf 13 Millionen Euro für die Versorgung von mehr als 115.000 Notfall-Patienten im Jahr, hieß es. (di)

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