Hausärzteverband

KBV und BÄK versagen!

Scharfe Worte bei der Frühjahrstagung des Hausärzteverbandes: KBV und Bundesärztekammer versagen bei der Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung, kritisierte Verbandschef Ulrich Weigeldt.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Harsche Worte in Richtung Körperschaften: Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt.

Harsche Worte in Richtung Körperschaften: Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt.

© Marius Becker / dpa

FREIBURG. Massives Versagen hat der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem Kammer- und KV-System bei der zukünftigen Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung vorgeworfen.

Zugleich warb Weigeldt am Wochenende bei der Frühjahrstagung seines Verbandes in Freiburg für die verbandseigenen Konzepte und um Kooperation mit Facharztverbänden.

Alle Maßnahmen zur Absicherung hausärztlicher Praxen wie die hausärztliche Grundvergütung, die Trennung der Honorare von Haus- und Fachärzten, die beratenden Fachausschüsse und zuletzt die Parität in der KBV-Vertreterversammlung habe der Gesetzgeber anweisen müssen.

"Das zunehmende Unvermögen, die hausärztliche Versorgung sicherzustellen, ist inzwischen unübersehbar", sagte Weigeldt. "Damit entzieht sich das KV-System selbst seine Existenzberechtigung."

Klatsche für die KBV

Als verfehlt wertet Weigeldt Vorstellungen der KBV zur Patientensteuerung auch durch Fachärzte. Damit werde einerseits der klaren Strukturierung nach Paragraf 73 SGB V in eine haus- und eine fachärztliche Versorgungsebene der Boden entzogen.

Dies werde auch zu einer zusätzlichen Beanspruchung von Ärzten verschiedener Fachgebiete führen, weil die Steuerung krankheits- und nicht patientenzentriert sei. "Weder aus Qualitäts- noch aus Kostenaspekten ist ein solches Verfahren sinnvoll", sagte Weigeldt.

Scharf kritisierte er die kollektivvertragliche Bürokratie; sie sei keine Werbung für die Niederlassung. Als Beispiel nannte er leistungsfeindliche Fallzahlzuwachsbegrenzungen, die auch dann greifen, wenn der Nachbarkollege in den Ruhestand gehe, dessen Patienten aber weiterversorgt werden müssen.

Das Scheitern der GOÄ-Novelle werde "mit Sicherheit" Thema des nächsten Ärztetages Ende Mai. Dabei "wird es Diskussionen um Personen und auch um den Präsidenten Montgomery geben", so Weigeldt.

Die Bundesärztekammer habe es versäumt, in der neuen GOÄ die hausärztliche Tätigkeit, insbesondere die Betreuung chronisch kranker und multimorbider Patienten sowie den Einsatz der VERAH abzubilden.

Die notwendige Förderung der Allgemeinmedizin werde durch die Bundesärztekammer behindert. Als Beispiel dafür nannte Weigeldt die geplante, aber nun offenbar gescheiterte Abschaffung der Akademie für Allgemeinmedizin, aber auch die Absenkung des Qualitätsniveaus der allgemeinmedizinischen Weiterbildung etwa durch die Ärztekammer Bremen.

Freiwilliges Primärarztsystem

Der Attacke auf die Körperschaften setzte Weigeldt die vom Hausärzteverband selbst entwickelten Alternativen entgegen: Für Hausärzte und Versicherte habe der Verband ein freiwilliges Primärarztsystem mit einer fairen Bezahlung ohne Abstaffelungen und Punktwertschwankungen geschaffen.

Daran nähmen insgesamt 5,8 Millionen Patienten teil, davon gut vier Millionen in dem vom Hausärzteverband organisierten Vollversorgungssystem.

Mit "Pro Versorgung" sei ein Konzept geschaffen worden, in dem gemeinsam mit Facharztverbänden Versorgungspfade von der haus- zur fachärztlichen und stationären Versorgung vereinbart sind. Ein erster Vertrag zur Rheumaversorgung sei realisiert, ein Diabetes-Vertrag scheitere gegenwärtig noch an bestehenden DMP.

Viele Fachärzteverbände bis hin zu deren Spitzenverband seien zur Kooperation mit dem Hausärzteverband bereit. Damit könne ein Angebot für Versicherte entstehen, das alternativ zum Kollektivvertrag freiwillig gewählt werden könne und über den Hausarzt in die fachärztliche Versorgung führe.

Bei nun anstehenden Verhandlungen mit den Facharztorganisationen werde als erstes über die Schaffung einer einheitlichen und diskriminierungsfreien IT-Struktur gesprochen.

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