Hausarzt-MVZ: 2018 geht es los

Der Deutsche Hausärzteverband will in rund eineinhalb Jahren starten, Hausarzt-MVZ bundesweit zu etablieren. Die Einrichtungen sollen ein Mischkonstrukt aus Genossenschaft und regionaler GmbH sein.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Hausarzt-MVZ: 2018 geht es los

© HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com / picture alliance

KÖLN. Der Deutsche Hausärzteverband hofft, ab Anfang 2018 bundesweit hausärztliche Medizinische Versorgungszentren aufbauen zu können. Voraussetzung ist, dass sich das Pilotprojekt im nordrheinischen Gummersbach als funktionsfähig und zielführend erweist. Das sagte der zweite Vorsitzende des Hausärzteverbands Nordrhein Dr. Oliver Funken vor Journalisten in Köln.

Das Hausarzt-MVZ ist ein zentrales Element im Konzept des Verbands gegen den Hausarztmangel und die sich abzeichnenden Versorgungsengpässe auf dem Land. In Gummersbach soll die erste Einrichtung dieser Art aus der Taufe gehoben werden (wir berichteten). Genaue Einzelheiten wollte Funken nicht nennen, da kommende Woche zunächst die Ärzte in der Region informiert werden sollen.

Mit dem MVZ will der Hausärzteverband auf die veränderte Lebenssituation und die veränderten Ansprüche vieler junger Ärzte reagieren und die notwendige Flexibilität schaffen. "Die Ärzte müssen nicht selbstständig arbeiten, sie können es aber, wenn sie wollen."

Das Hausarzt-MVZ soll nach Funkens Angaben ein Mischkonstrukt aus einer bundesweiten Genossenschaft und regionalen GmbHs werden. Zudem wird eine Management-Gesellschaft für die logistischen Rahmenbedingungen zuständig sein. Die Ärzte können an den GmbHs Anteile zeichnen - ebenso wie Kommunen in den unterversorgten Regionen.

Für das MVZ in Gummersbach sind noch keine Verträge unterschrieben, sechs Hausärzte scheinen Interesse zu haben. Geplant ist der Einsatz von Tele-VERAH: Speziell geschulte und mit telemedizinischen Geräten ausgestattete Versorgungsassistentinnen sollen im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern Patienten besuchen, Vitalparameter erheben und dann per Tele-Konsultation mit dem behandelnden Arzt über die nächsten Schritte entscheiden.

Das Engagement des Hausärzteverbands zur Sicherstellung der Versorgung sei notwendig, um die sich abzeichnenden Versorgungsprobleme auf dem Land in den Griff zu bekommen, betonte Funken. Dort stießen zwei gegenläufige Entwicklungen aufeinander: Es gibt immer weniger Ärzte und gleichzeitig immer mehr ältere und häufig multimorbide Patienten. Sie zögen in die Peripherie, weil sie sich die Mieten in den großen Städten nicht mehr leisten können.

Auch die Pflegedienste litten unter Personalmangel, die Kommunen hätten aus finanziellen Gründen kein Interesse am Bau neuer Pflegeheime. "Die Bevölkerung in den Randgebieten wird älter, trifft aber auf weniger Ärzte und Pflegekräfte, die sie versorgen kann."

Trotz der Dimension des Problems habe die Politik kein Konzept, kritisierte Funken. Die Aktivitäten des Hausärzteverbands reichten nicht aus, um Druck zu erzeugen. "Wir müssen die Bürger auffordern, sich einzubringen."

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