Bürgermeister-Thema

Ohne Rat und Tat gegen Hausarztmangel

Jede dritte baden-württembergische Kommune registriert Mangel an Hausärzten - viele Bürgermeister reagieren eher rat- und tatenlos.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

FREIBURG. Knapp 36 Prozent der mittleren und kleinen Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg halten die Zahl der Hausärzte vor Ort für unzureichend. Jede zweite Kommune rechnet damit, dass sich die Versorgungssituation in den nächsten fünf Jahren verschlechtern wird.

Das sind Ergebnisse einer Online-Umfrage der baden-württembergischen Landesvertretung der Techniker Krankenkasse in der Zeit zwischen dem 10. Juni und dem 4. Juli. Angeschrieben worden waren 1101 Kommunen, geantwortet haben 20 Prozent.

Viele Kommunen fühlen sich überfordert; sie sehen sich auch nicht primär in der Verantwortung für die (haus-)ärztliche Versorgung, schlussfolgert Baden-Württembergs TK-Chef Andreas Vogt.

 Der KV sei "die Situation der Kommunen egal, dem Land auch, aber die Bürger regen sich beim Bürgermeister auf", so das Statement eines Kommunalchefs. Fast in jeder zweiten vom Hausärztemangel betroffenen Kommune gibt es keinen Plan, wie reagiert werden könnte.

Am häufigsten nennen die Kommunen die Bereitstellung günstiger Praxisräume als Handlungsoption. Jeweils neun Prozent wollen preiswerten Wohnraum für Ärzte organisieren und die Zusammenarbeit mit der "Perspektive Hausarzt Baden-Württemberg (Praxisbörse)" nutzen.

Das ist eine Initiative des baden-württembergischen Hausärzteverbandes: Unterversorgte Kommunen haben die Möglichkeit, für 1200 Euro (Landkreise 2400 Euro) für ein Jahr auf einer Website des Hausärzteverbandes für sich zu werben.

Eine weitere Initiative hat die TK ergriffen: Ab dem kommenden Montag tourt sie mit zwölf Medizinstudenten aus ganz Deutschland durch baden-württembergische Landarzt-Praxen, um dem medizinischen Nachwuchs das vielfältige Tätigkeitsspektrums von Hausärzten in ländlichen Regionen näher zu bringen. TK-Chef Vogt: "Das Bild vom schlecht bezahlten Hausarzt als Einzelkämpfer ohne Freizeit stimmt nämlich nicht mehr."

Laut Dr. Berthold Dietsche, Vorsitzender des Hausärzteverbandes, haben sich die Anstrengungen in Baden-Württemberg - etwa HzV und Verbundweiterbildung - inzwischen gelohnt: Die Zahl der Facharztanerkennungen in der Allgemeinmedizin ist in den letzten zwei Jahren gestiegen; der Wendepunkt sei geschafft.

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