KV Brandenburg

Bereitschaftsdienst auf neuen Wegen

Große Hoffnungen setzt die KV Brandenburg in eine Bereitschaftsdienstpraxis, die Ende November eröffnet – ein Pilotprojekt.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:

POTSDAM. In Brandenburg ist "Druck im Kessel", wie Diplom-Mediziner Andreas Schwark, stellvertretender KV-Vorstandsvorsitzender, in der Vertreterversammlung betonte. Die Bereitschaftsdienststrukturen in der Mark sind überarbeitungsbedürftig. Die Ärzte haben zum Teil hohe Dienstfrequenzen, je nach Region fällt die Belastung durch die Dienstpflicht höchst unterschiedlich aus. Kurzum: "Der Bereitschaftsdienst ist nicht mehr passgenau", so Schwark.

Dazu brennt der KV natürlich die Aussicht auf den Nägeln, den Krankenhäusern möglicherweise künftig 120 Euro pro Fall zahlen zu müssen, wenn es der KV nicht gelingen sollte, Patienten von den Rettungsstellen weg und in der ambulanten Notfallversorgung zu halten.

Brandenburg belege bei den ambulant sensitiven Krankenhausfällen, die tagsüber unter der Woche entstehen, einen Spitzenplatz, "gerade am Donnerstag und Freitag", sagte KV-Chef Dr. Hans-Joachim Helming.

Patienten müssen in die Praxen gelotst werden

Im ersten Quartal 2015 gab es beispielsweise 1125 Anrufe während des Bereitschaftsdienstes, 413 Behandlungsfälle wurden abgerechnet. Aber knapp 3400 Patienten gingen während der Bereitschaftsdienstzeiten trotzdem als ambulante Notfälle ins Krankenhaus.

"Wir müssen die Bereitschaftsdienststrukturen so umstrukturieren, dass das nicht mehr passiert", sagte Helming. Zudem bestehe durch die Verminderung von Fehlbelegungsquoten in den Kliniken das Potenzial, Geld, das fehlzugewiesen sei, zur KV umzuleiten. Dazu müssten aber die Patienten in die Praxen gelotst werden.

24-Stunden-Bereitschaftsdienstpraxis

Einen Beitrag dazu hofft die KV ab dem 28. November zu leisten. In Königs Wusterhausen wird dann in der Achenbach-Klinik eine KV Regiomed Bereitschaftsdienstpraxis eröffnet, die mit der Rettungsstelle eine gemeinsame Anmeldung hat, am Wochenende 24 Stunden geöffnet ist und dadurch zur zentralen Anlaufstelle für die Patienten werden soll.

Die Praxis soll Vorrang vor Hausbesuchen haben. "Die Kollegen vor Ort brennen darauf, dass wir das neue Projekt umsetzen", berichtete Schwark. Die KV setzt deshalb auf die freiwillige Teilhabe der Vertragsärzte. Zur Sicherheit wird als "Back up" aber die allgemeine Dienstpflicht erhalten.

Geplant ist, dass auch Klinikärzte, ausgestattet mit einer lebenslangen Arztnummer (LANR), wohl vor allem nachts Teile des Dienstes übernehmen. Sie werden dann ebenfalls Einzelleistungen abrechnen können. Einen Stundensatz von 50 Euro bekommen sie im Gegensatz zu ihren niedergelassenen ambulanten Kollegen aber nicht.

Steuerung der Patienten über die 116 117

Die KV will in Königs Wusterhausen das Standortprinzip testen. Das bedeutet: Alle Patienten, die in der Lage sind, die Praxis fußläufig zu erreichen, sollen in die Klinik Achenbach gehen. Der Einsatzarzt fährt nur noch zu den Fällen, die nicht in die BD-Praxis kommen können.

Die Steuerung der Patienten erfolgt über die Telefonnummer 116 117, dazu wird die KV die Zahl der Mitarbeiter im Callcenter aufstocken. Finanziert wird die Portalpraxis aus dem Strukturfonds. "1,25 Millionen Euro stehen für die Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes schon zur Verfügung", so Schwark.

Wenn das Projekt erfolgreich ist, will sich die KV Gedanken machen, an welchen anderen Standorten sich eine solche Bereitschaftsdienstpraxis mit Standortprinzip einrichten lässt. Langfristiges Ziel ist es, die Zahl der Brandenburger Ärzte pro Bereitschaftsdienst von derzeit 76 deutlich zu senken.

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