NRW-Ministerin

"Ohne Netze keine zukunftsfeste Versorgung"

Die KV Westfalen-Lippe erhält für ihre Netzpolitik Rückenwind von der Landesregierung. Aber der Weg zu einer stabilen Finanzierung und angepassten Regeln im Berufs- und Sozialrecht wird noch steinig sein.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Vernetzt - das geht auf Dauer nur mit einer stabilen Basisfinanzierung für Netze.

Vernetzt - das geht auf Dauer nur mit einer stabilen Basisfinanzierung für Netze.

© vege / fotolia.com

DORTMUND. Ärztenetze werden bei der Umgestaltung der Versorgungsstrukturen nach Einschätzung der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) eine zentrale Rolle spielen.

"Das wird nicht reichen, aber ohne Ärztenetze, ohne die verbesserte Qualität durch vernetzte Strukturen werden wir keine zukunftsfeste Versorgung haben", sagte Steffens auf dem zweiten Netzkongress der KV Westfalen-Lippe (KVWL) in Dortmund.

Deshalb seien Maßnahmen notwendig, um die Netze dauerhaft tragfähig zu machen. Steffens lobte die KVWL für ihr großes Engagement im Bereich der Ärztenetze.

In Westfalen-Lippe sind 16 der insgesamt rund 50 bundesweit akkreditierten Netze beheimatet, vier sind zudem nach Stufe 1 zertifiziert. "Die KVWL ist ein Motor für die bundesweite Veränderung der Versorgungsstrukturen."

Die Versorgungsprojekte der Netze zeigen für die Ministerin, wie die Neuausrichtung des Gesundheitswesens aussehen könnte.

Eine bessere Vernetzung und eine bessere Kommunikation sind in ihren Augen notwendig, um in der Versorgung eine höhere Bedarfsgerechtigkeit, eine bessere Qualität, die Wohnortnähe und Flächendeckung zu erreichen.

Pflegeheimvertrag als Vorbild

Als Beispiel für die Vorbildfunktion der Netze nannte Steffens die Pflegeheimverträge in Westfalen-Lippe, die zwischen Netzen und Krankenkassen abgeschlossen wurden.

Dabei stellen die Netzärzte die ambulante Versorgung der Pflegeheimbewohner sicher. Ziel ist es, die Zahl der stationären Einweisungen in den sprechstundenfreien Zeiten zu verringern.

Die wissenschaftliche Evaluation des Projekts soll im Sommer 2017 vorliegen. Dann wird sich zeigen, ob es ausgerollt werden kann.

"Denn das muss immer das Ziel sein", sagte sie. Erfolgreiche Projekte sollten möglichst bundesweit Nachahmer finden.

"Gute Beispiele machen Schule"

Die durch die Netze erzielten Fortschritte in der Versorgung kommen nicht nur Patienten und Ärzten in den betroffenen Regionen zugute, sagte KVWL-Vorstandsvize Dr. Gerhard Nordmann: "Beispiel macht Schule."

Sinnvolle und effektive Verträge würden von anderen Kassen übernommen oder auf andere Regionen ausgeweitet. "Auch die nicht vernetzten Ärzte und Psychotherapeuten werden Anregungen übernehmen und umsetzen."

Nordmann zog eine positive Zwischenbilanz der Netzaktivitäten: Die Versorgung der Patienten habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, die Arbeitsbedingungen der Netzärzte hätten sich zum Guten verändert.

"Nicht zuletzt wird mit den zusätzlichen Verträgen und Leistungen auch extrabudgetäres Honorar erwirtschaftet." Die Entwicklung der Netzstrukturen in Westfalen-Lippe sei noch lange nicht zu Ende. "Wir werden weitere Innovationen an den Start bringen und unsere Versorgung besser an die Bedürfnisse der Patienten anpassen", kündigte er an.

Leistungserbringerstatus gefordert

Die Netze ermöglichten zukunftsfähige Strukturen, sagte auch Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in NRW. "Für uns sind Praxisnetze eine Zukunftsinvestition."

Er mahnte einen strukturierten Dialog über die weitere Entwicklung an. Die Praxisnetze müssen seiner Meinung nach den Leistungserbringerstatus erhalten. Auch eine stabile Basisfinanzierung sei wichtig. "Diese sollte an definierte Strukturprofile der Netze sowie an konkrete Versorgungsaufträge gebunden sein."

Bei kooperativen Vernetzungsaufgaben müssen die Netzärzte zum Teil von ihren praxisindividuellen Routinen wegkommen, findet Beckmann. Einen gemeinsamen Kraftakt sieht er bei der notwendigen Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen auf die Akteure zukommen.

Als Beispiel nannte er die Verankerung rechtssicherer Delegationsvereinbarungen im Berufs- und Sozialrecht. Veränderungsbereitschaft sei bei allen Beteiligten gefragt. "Wir müssen alle aus der Komfortzone heraus, wenn Kooperation strukturell etabliert werden soll", betonte Beckmann.

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