Ärztemangel

Kammerchef Matheis warnt vor Euphorie

In Rheinland-Pfalz arbeiten wieder mehr Ärzte – doch Grund für Erleichterung besteht keineswegs, betont der Präsident der Kammer.

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MAINZ. Die Zahl der gemeldeten Ärzte in Rheinland-Pfalz ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr leicht gewachsen – um 1,8 Prozent auf insgesamt 21.115 Ärzte. Das geht aus der frisch vorgelegten Ärztestatistik hervor, die die Landesärztekammer ausgewertet hat. 17.824 der im Land gemeldeten Ärzte sind berufstätig, davon 7004 im ambulanten Bereich und 8526 im Krankenhaus. Dennoch warnt Dr. Günther Matheis, Präsident der Ärztekammer Rheinland-Pfalz, vor Erleichterung oder gar Euphorie. "Der Zuwachs ist minimal und deckt bei weitem nicht den künftigen Versorgungsbedarf ab", betont er.

Zahl der Jungen sinkt weiter

Ein Grund für die anhaltende Sorge ist die fortschreitende Alterung der Ärzteschaft. Jeder zweite berufstätige Arzt in Rheinland-Pfalz war 2016 50 Jahre und älter. Gab es im Jahr 2000 noch 1990 ambulant tätige Ärzte zwischen 50 und 59, so waren es in 2016 schon 2785 (ein Plus von rund 40 Prozent). Der Anteil der 60- bis 65-Jährigen wuchs im selben Zeitraum von 528 auf 1288. Und der Anteil derjenigen, die über 65 sind und im ambulanten Bereich arbeiten, stieg seit dem Jahr 2000 von 164 auf 880; diese Zahl hat sich mehr als verfünffacht.

Gleichzeitig sinkt der Anteil der Jungen weiter: Im vergangenen Jahr gab es in der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre landesweit nur 1931 berufstätige Ärzte. Im Vergleich zum Jahr 2000 (2443) ist deren Anteil um rund ein Fünftel gesunken. Im ambulanten Bereich fällt der Rückgang noch stärker aus: Im Jahr 2016 gab es dort 387 Ärzte; im Jahr 2000 waren es 811. Das ist ein Minus von über 50 Prozent. In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen sinkt der Anteil derer, die ambulant arbeiten, im selben Zeitraum ebenfalls stark: von 2374 (Jahr 2000) auf 1461 (Jahr 2016). Das bedeutet einen Rückgang von über einem Drittel.

"Masterplan verschließt Augen"

Matheis wiederholte seine Forderung nach "mehr Köpfen", die er bereits kürzlich im Interview mit der "Ärzte Zeitung" vorgebracht hatte. "Die gesunkene durchschnittliche Arbeitszeit und der gestiegene Mehrbedarf müssen also logischerweise auf mehr Köpfe verteilt werden. Berechnungen zeigen, dass derzeit rund 1000 Ärztinnen und Ärzte nötig sind, um das Arbeitsvolumen von 600 Vollkräften zu leisten", sagte er. Dieser Mehrbedarf spiegele sich aber in der Zahl der Medizinstudienplätze nicht wider. Matheis: "Wir brauchen dringend mehr Studienplätze!" Hier verschließe der aktuelle Masterplan Medizinstudium 2020 die Augen. In ihm ist lediglich von einer "moderaten Erhöhung der Studienplätze" die Rede.

Matheis warnt: "Diese Entwicklung ist gefährlich." Über 50 Jahre alt sind inzwischen 8977 berufstätige Ärzte – die Hälfte der berufstätigen Mediziner im Land. (aze)

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