KV Bayerns

Viele Baustellen, Bereitschaftsdienst voll auf Kurs

Der Ärztliche Bereitschaftsdienst in Bayern ist auf gutem Weg, berichtet KV-Chef Dr. Wolfgang Krombholz. Aber in vielen anderen Bereichen der ambulanten bayerischen Versorgung sind noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Lange Zeit ein Dauerbrenner auch in Bayern: der Ärztliche Bereitschaftsdienst. Die KV Bayerns sieht sich auf einem guten Weg.

Lange Zeit ein Dauerbrenner auch in Bayern: der Ärztliche Bereitschaftsdienst. Die KV Bayerns sieht sich auf einem guten Weg.

© Michael Reichel / ZB / dpa

MÜNCHEN. Manchen Mängeln in der ärztlichen Versorgung ist nur schwer beizukommen. Das stellte Dr. Wolfgang Krombholz, Chef der KV Bayerns (KVB), jüngst bei der Vertreterversammlung fest. Auch die in den letzten Jahren investierten Fördermittel halfen nicht durchgängig. "Unser Problem ist, dass das leider nicht überall so gegriffen hat, wie wir es wollten", so Krombholz. Immerhin flossen seit Juni 2013 insgesamt knapp 5,5 Millionen Euro in die Förderung von Niederlassungen. Von 230 eingereichten Anträgen wurden 105 bewilligt. Das half vielerorts, aber für Ansbach Nord etwa und Feuchtwangen finden sich schon seit zweieinhalb Jahren keine neuen Hausärzte.

Da mehrere Lösungsansätze keinen Erfolg hatten, wird die Option einer KV-Praxis oder einer KVB-Eigeneinrichtung ins Spiel gebracht. "Das heißt, dass wir in dem Gebiet dann das Risiko einer Investition selbst übernehmen", konstatierte Krombholz.

Erfolg für Waldsassen

Beim Modell KV-Praxis würde die KVB einem oder mehreren Ärzten eine Praxis zur Verfügung stellen. Bei der Eigeneinrichtung würde die KVB die Ärzte zudem anstellen. Ein solches Vorhaben könne die KVB jedoch erst starten, wenn zumindest für diese Form der Tätigkeit Ärzte gefunden worden seien. Dieser Aufgabe werden sich nun womöglich bald Personaldienstleister annehmen. Immerhin gibt es auch immer wieder Verbesserungen defizitärer Versorgungssituationen. Zuletzt hat Waldsassen den gesuchten neuen Hausarzt gefunden.

Die Umstrukturierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes geht dagegen wie vorgesehen voran. Seit Ende 2014, so Krombholz, sind acht Pilotregionen an den Start gegangen. In diesen sei die Zahl der Patienten in Klinik-Notaufnahmen um 29 Prozent gesunken, von 13 502 Patienten (4/2014) auf 9650 Patienten (4/2016). In anderen Regionen Bayerns gebe es keine solchen Veränderungen. Das deute darauf hin, dass ein wesentliches Ziel der Umstrukturierung erreicht werde. Die zeitliche Erreichbarkeit von höchstens 30 Minuten werde mit seltenen Ausnahmen ebenfalls überall eingehalten.

Eine enorme Entlastung für die beteiligten Ärzte brächten dabei die 760 Poolärzte. Sie übernehmen freiwillig Bereitschaftsdienste von Kollegen, je nach Region bis zu 73 Prozent. Jeder Zweite davon ist zwischen 30 und 49 Jahre alt. Womöglich, so Krombholz, schlummere hier auch Potenzial für Neuniederlassungen auf dem Land.

Zufrieden äußerte sich der KVB-Chef über die konsequente Umsetzung der Wirkstoffvereinbarung in den bayerischen Praxen. "Wir hatten jetzt seit über zweieinhalb Jahren nicht eine einzige Prüfung in der Selbstverwaltung", resümierte er. Die aktuelle Vereinbarung gilt noch bis Ende des Jahres. "Wir hoffen, dass wir diese nach dem 31. Dezember mit den Krankenkassen weiter in dieser Richtung verhandeln können", sagte dazu KVB-Vize Dr. Pedro Schmelz.

Wie Krombholz berichtete, geht der Aufbau des Kompetenzzentrums Allgemeinmedizin voran. Es soll die allgemeinärztliche Weiterbildung bayernweit auf allen Ebenen fördern. Dazu werden unter anderem Weiterbilder geschult, Mentoring und Seminare für Ärzte in Weiterbildung angeboten und Studierende beraten. Beteiligt sind derzeit die Allgemeinmedizin-Lehrstühle der Hochschulen in München (LMU und TU) und Erlangen, die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA), KV, Kammer und Bayerischer Hausärzteverband. Mit der Änderung der Bundesvereinbarung vom 1. Januar 2017 soll jeder KV-Bereich ein solches Kompetenzzentrum einrichten. Der für Bayern im Mai gestellte Förderantrag wurde soeben vom Bund bewilligt.

Masterplan unter der Lupe

Die Förderung beginnt voraussichtlich im Juli 2017. Den Ende März auf Bundesebene beschlossenen Masterplan Medizinstudium 2020 bewertete Krombholz weitgehend positiv. Er hält auch die umstrittene Landarztquote für sinnvoll. Im Sinne der Sicherstellung der Versorgung sollten junge Ärzte dort tätig werden, wo sie besonders gebraucht würden. Kritisch sah er die noch unklare Finanzierung des Masterplans und den Verzicht auf die Einrichtung weiterer Studienplätze. Wer mehr ärztlichen Nachwuchs wolle, so der KVB-Chef, der müsse einer größeren Zahl Interessierter das Studium ermöglichen.

Der KVB-Vize bemängelte indes die derzeitigen Abläufe in Sachen Telematikinfrastruktur. Es sei schon jetzt klar, dass die aktuellen bundesweiten Vorgaben nicht einzuhalten seien. Die notwendigen, zertifizierten Konnektoren, Lesegeräte und Identifikationsausweise seien noch nicht verfügbar. Eine größere Auswahl sei für Frühjahr 2018 zu erwarten. Um die 18 000 Praxen in Bayern auszurüsten, reiche daher die derzeitige Frist nicht. Die begann den Vorgaben zufolge am 1. Juli 2017 und endet am 1. Juli 2018. Bei Überschreitung soll es Budgetkürzungen geben. Die Frist müsse um ein Jahr verlängert werden. Der KVB-Vorstand formulierte per Resolution eine entsprechende Forderung an die Regierung.

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