Bayern

Mehr Geld für die neuen Notdienst-Strukturen

86 Millionen Euro hat der KVB-Vorstand für Bayerns Vertragsärzte für 2018 und nachträglich für 2013 herausgeholt. Erneut im Mittelpunkt: Die Umstrukturierung des Bereitschaftsdienstes.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Die KV Bayerns hat neues Geld für die Vertragsärzte ausverhandelt. So hat die KVB für 2018 zur Förderung des Bereitschaftsdienstes 28,5 Millionen Euro herausgeholt, berichtete der KVB-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Krombholz bei der Vertreterversammlung.

Dazu kämen 31 Millionen Euro für förderungswürdige Leistungen, elf Millionen Euro mehr als 2017. "In der Summe konnten etwa 1,3 Prozent regional zusätzlich verhandelt werden", sagte Krombholz.

Diese addierten sich zum Plus von 1,18 Prozent beim regionalen Punktwert und von 0,2 Prozent bei der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung durch Bundesvorgaben.

Reform des Bereitschaftsdienstes

KV Bayerns

» 28,5 Millionen Euro fließen in die Förderung des Bereitschaftsdienstes.

» 26,5 Millionen zusätzliche Euro aus dem beendeten Streit um den Punktwertzuschlag kommen ebenfalls dem Bereitschaftsdienst zugute.

» 31 Millionen Euro beträgt jetzt die Summe für förderungswürdige Leistungen.

Der Streit mit den Kassen über den Punktwertzuschlag für 2013 sei ebenfalls beendet. Laut Krombholz zahlten die Kassen nun 26,5 Millionen Euro, die in die Bereitschaftsdienstreform fließen würden. Zuletzt habe der Schiedsamts-Vorsitzende einen Vergleich von 0,55 Prozent vorgeschlagen.

Grund sei ein Urteil des Bundessozialgerichts zum Punktwertzuschlag für die KV Hessen vom November, das hinterfrage, ob Kostenstrukturabweichungen von unter einem Prozent Zuschläge begründen könnten. Die nun vereinbarte Summe entspreche etwas mehr als der Hälfte der ursprünglichen KVB-Forderung von 1,1 Prozent.

Die Bereitschaftsdienstreform laufe gut, so Krombholz. Zwei Drittel der Fläche Bayerns seien abgedeckt, acht Regionen folgten noch. Bis Ende 2018 solle die neue Struktur mit 110 Bereitschaftsdienstpraxen etabliert sein.

Vertragsärzte könnten nun per Software eintragen, wann sie Dienste übernähmen, und bestimmte Zeiträume ausschließen. "Wir konnten eine Wunschdienstplanung erreichen", so Krombholz. Künftig gebe es 950 Poolärzte, die flexibel Dienste übernähmen.

Von ihnen arbeite mehr als die Hälfte in mehreren Regionen, manche in bis zu zehn. Sie stemmten pro Region bis zu 75 Prozent der Dienste. Als Nebeneffekt hätten sich bisher 33 Poolärzte niedergelassen.

Strafen für Dienstverweigerer

In einem Aspekt wolle die KVB den Ärzten mehr auf die Finger klopfen, so der KV-Vorstandsvize Dr. Pedro Schmelz. Träten diese kurzfristig nicht zum Bereitschaftsdienst an und organisierten keine Vertretung, müssten sie 800 Euro Entschädigung zahlen. "Bei anderen KVen gibt es zum Teil noch höhere Pauschalen", betonte Schmelz.

Die KVB behalte die Pauschale vom Honorar ein und zahle sie an die Stellvertreter. In den Pilotregionen hätten sich 2017 knapp 500 Ärzte weniger als 48 Stunden vor Dienstbeginn abgemeldet, davon 104 weniger als 24 Stunden zuvor. Die Vertreterversammlung beschloss eine entsprechende Änderung der Bereitschaftsdienstordnung.

Praxis-Nachbesetzungen bleiben ein Thema. Seit 2014 seien, so Schmelz, von 7,2 Millionen Euro aus dem Strukturfonds 6,7 Millionen auf Niederlassungszuschüsse entfallen, um Unterversorgung nach KVB-Bedarfsplanung zu verhindern oder zu beenden.

Zudem, so Krombholz, seien 2017 für Weiterbildungen in Bayern 44,5 Millionen Euro Förderung gezahlt worden, davon 22,3 Millionen Euro von der KVB. Immerhin seien 1403 Ärzte in der Allgemeinmedizin-Weiterbildung gewesen, fast doppelt so viele wie 2012 (750).

Kritisch verwies Krombholz auf die rasanten Neuerungen durch Big Data, E-Health und Telemedizin. "Das Problem dabei ist, dass das stattfindet ohne Ärzte", sagte er. Wolle die KVB Veränderungen in ihrem Sinn, müsse sie den Bereich mehr mitgestalten.

In einer Resolution an die Bundespolitik beklagte die Vertreterversammlung, Vertragsärzte seien Freiberufler und das müsse so bleiben. Der geforderte Ausbau der Sprechstundenzeit auf mindestens 25 Stunden überlaste Ärzte, sie verlangten Entbudgetierung und Bürokratieabbau.

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