Schweiz plant Bettenabbau in der Psychiatrie

ZÜRICH (ine). In der Schweiz sollen in den nächsten Jahren in den stationären Psychiatrieabteilungen Betten abgebaut werden, obwohl viele Kliniken derzeit zu über 100 Prozent ausgelastet sind.

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Die Gesundheitsdirektoren der Kantone setzen sich in einem Leitfaden zur Psychiatrieplanung für einen Abbau der kostenintensiven Versorgung in psychiatrischen Kliniken und für die Verlagerung der Versorgung in den ambulanten Bereich ein.

Dazu soll das Bettenangebot in der Psychiatrie auf die Hälfte reduziert werden. Im Gegenzug soll mehr als die Hälfte der für die psychiatrische Versorgung eingesetzten Mittel für Leistungen im ambulanten und teilstationären Bereich verwendet werden.

Der Vorstoß der Gesundheitsdirektoren ist umstritten. Viele Patientenvertreter fürchten um die Qualität der Versorgung. Dr. Hans Kurt, Präsident der Verbindung psychiatrisch-psychotherapeutisch tätiger Ärzte (FMPP) in Bern warnt, dass psychische Erkrankungen in den kommenden Jahren noch zunehmen werden.

Er verweist auf die wachsende Gruppe älterer Menschen mit psychiatrischen Leiden. Für viele Klinikchefs kommt der Vorstoß der Klinikdirektoren allerdings nicht überraschend. Die meisten haben längst Alternativen in der Schublade.

Ein Beispiel ist die Psychiatrische Uniklinik Zürich. Dort wird seit Jahren versucht, die Behandlung von Patienten in den teilstationären oder ambulanten Bereich zu verlagern. Seit März 2007 gibt es an der Klinik für soziale Psychiatrie eine offene Akutstation mit 15 Betten und fünf teilstationären Plätzen.

Die Mitarbeiter der Akutstation übernehmen auch die ambulante Betreuung der Patienten. Seitdem konnte der Bettenstand um acht Betten reduziert werden. Ein neuer Service ist bereits geplant: Künftig sollen Hausärzte Mitarbeiter einer mobilen psychiatrischen Einheit anfordern können, die die Patienten zu Hause besuchen und betreuen.

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