Britische Ärzte mahnen ihre Patienten zur Eile

LONDON (ast). Britische Hausärzte sind in die Kritik geraten, weil immer mehr Praxen des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) dazu übergehen, pro Patienten-Konsultation nur noch ein Krankheitsbild zu diskutieren. So soll in den staatlichen Primärarztpraxen Zeit gespart werden.

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Landesweit hängen nach Angaben des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in hunderten staatlichen Hausarztpraxen Warnschilder, die Patienten darauf hinweisen, dass der Arzt nicht bereit ist, pro Konsultation mehr als ein Krankheitsbild zu besprechen. In einer Praxis im Londoner Stadtteil Islington steht beispielsweise zu lesen: "Eine Konsultation, ein Problem. Bitte denken sie dran, dass auch andere Patienten auf den Arzt warten!"

Die BMA verteidigte derartige Warnschilder. "Wenn ein Patient versucht, zuviele Themen mit seinem Arzt zu besprechen, dann geht das auf Kosten der Qualität und der Compliance", so eine BMA-Sprecherin. Und: "Das ist unfair gegenüber anderen Patienten, die dann noch länger auf ihre Konsultation warten müssen."

Britische Patientenorganisationen und das Gesundheitsministerium sind anderer Meinung. Es sei "eine Schande", dass Hausärzte nicht länger bereit seien, mit besorgten Patienten über all deren Leiden zu sprechen, so ein Sprecher des Patientenverbandes (Patients Association, PA).

Das Gesundheitsministerium erinnerte die Hausärzte daran, dass das durchschnittliche Brutto-Einkommen eines staatlichen Allgemeinarztes in den vergangenen Jahren auf "über 110 000 Pfund" (mehr als 150 000 Euro) pro Jahr gestiegen sei. "Wer so viel Geld verdient, muss für seine Patienten da sein", zitierte die "Sunday Times" einen Sprecher des Ministeriums.

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