US-Pharmaindustrie unterstützt Obamas Gesundheitsreform

WASHINGTON (cp). Für Präsident Obama war es ein Grund zum Feiern: Die amerikanische Pharmaindustrie hat sich bereit erklärt, in den nächsten zehn Jahren 80 Milliarden Dollar zu einer umfassenden Gesundheitsreform beizutragen.

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Gewinner der Vereinbarung sind unter anderem die amerikanischen Senioren: 30 Milliarden Dollar sollen dazu eingesetzt werden, die Seniorenversicherung Medicare zu verbessern. Der Vorsitzende der Seniorenlobby AARP, Barry Rand, zeigte sich dementsprechend enthusiastisch, als er mit Obama zusammen die Einigung mit der Pharmaindustrie bekannt gab.

Seit die Arzneimittelversicherung für Senioren im Jahr 2006 eingeführt wurde, hat die AARP dafür gekämpft, deren Versicherungslücken zu stopfen. Derzeit fallen Medicare-Versicherte nämlich in ein sogenanntes "Doughnut"-Loch (nach dem ringförmigen amerikanischen Gebäck benannt): Abgesehen von einem anfänglichen Selbstbehalt trägt Medicare jährlich bis zu einer Gesamtsumme von 2700 Dollar 75 Prozent der Arzneimittelkosten. Dann allerdings steht der Versicherte allein da, bis er 4350 Dollar aus eigener Tasche bezahlt hat. Erst dann springt die Versicherung wieder ein und zahlt von da an nahezu sämtliche Medikamentenkosten.

Programm umfasst 80 Milliarden US-Dollar.

Die Vereinbarung mit den Pharmaunternehmen sieht jetzt vor, dass Senioren, die sich im beschriebenen Versicherungsloch befinden, Preisnachlässe von 50 Prozent auf Markenpräparate erhalten.

Laut einer Studie der Kaiser Family Foundation fielen im Jahr 2008 rund 3,4 Millionen Senioren in das Versicherungsloch. Etwa 15 Prozent hörten aus diesem Grund auf, ihre Medikamente zu nehmen. Für diese Senioren seien die Preisnachlässe der Pharmaindustrie "eine neue Gelegenheit, ein gesünderes Leben zu führen", sagte Rand. Manchen gehen die Zugeständnisse der Industrie allerdings nicht weit genug. Im Zuge einer Gesundheitsreform würden die Pharmaunternehmen mehr Arzneimittel verkaufen - ein Profit, der um einiges größer ausfallen dürfte als die jetzt angebotenen 80 Milliarden Dollar, kritisierte zum Beispiel die Senatorin Olympia Snowe aus Maine laut "USA Today".

Verglichen mit dem Preisschild von 1,6 Billionen Dollar, mit dem das Congressional Budget Office vor kurzem die jüngsten Reformvorschläge belegt hat, sind die anvisierten Ersparnisse in der Tat eine bescheidene Summe. Für Obama und seine Mitstreiter im Kongress ist das Angebot aber dennoch ein wichtiges Zeichen, dass die Bemühungen um eine Reform mehr als rhetorische Unterstützung von Interessengruppen erhalten. Obama nannte die Einigung mit der Industrie "einen bedeutenden Durchbruch auf dem Weg zur Gesundheitsreform".

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