EU-Bürger heißen radikale Warnhinweise vor Rauchen gut

Abschreckende Bilder und Warnhinweise auf Zigarettenpackungen halten drei von vier EU-Bürgern für eine gute Idee. EU-weit rauchen 29 Prozent der Erwachsenen, Gesundheitskommissar John Dalli will diese Zahl drücken.

Von Thomas Friedrich Veröffentlicht:
25 Prozent der erwachsenen Menschen in Deutschland interessiert die Warnbotschaft nicht: sie rauchen.
© Petra Schneider / imago

25 Prozent der erwachsenen Menschen in Deutschland interessiert die Warnbotschaft nicht: sie rauchen. © Petra Schneider / imago

© Petra Schneider / imago

BRÜSSEL. Die EU-Kommission will ein tabakfreies Europa bis 2012 in öffentlichen Räumen und am Arbeitsplatz erreichen. Vor allem Jugendliche sollen stärker über die gesundheitlichen Gefahren aufgeklärt werden. Dies kündigte EU-Gesundheitskommissar John Dalli kürzlich in Brüssel bei der Vorstellung der Eurobarometer-Umfrage zum Tabakkonsum in der EU an. Dabei wurden EU-weit fast 27 000 Menschen zu ihrer Haltung zum Rauchen befragt, 1550 waren es in Deutschland.

"Ich bin entschlossen alles in meiner Macht stehende zu tun, um den Tabakkonsum in der EU zu reduzieren," sagte Dalli. Dies will der Gesundheitskommissar durch die Revision der Tabakprodukte-Richtlinie bis 2011 auf den Weg bringen. Besorgt sei er vor allem über den Anteil junger Raucher. Europa könne nicht zusehen, wie die junge Generation ihre Gesundheit "verqualme". Jährlich sterben in der EU nach Schätzungen mehr als 650 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.

14 Millionen EU-Bürger leiden an durch exzessiven Tabakkonsum verursachten Krankheiten. Aber nicht nur Raucher sind betroffen. 19 000 Todesfälle gehen jährlich auf das Konto von Passivrauchen am Arbeitsplatz oder zu Hause, rechnet die Kommission vor. Ein Viertel der Bürger gibt an, am Arbeitsplatz mit rauchenden Kollegen leben zu müssen.

Drei Viertel der EU-Bürger befürworten laut Umfrage drastische Warnhinweise wie Fotos auf Zigarettenpackungen über die Gesundheitsgefahren. 63 Prozent der Befragten sprachen sich für ein Verbot der Tabakwerbung an Verkaufsstellen aus. Uneins ist die Einschätzung aber darüber, in welchen Bereichen ein Rauchverbot gelten sollte. 65 Prozent der Raucher wollen im eigenen Auto - auch wenn es von Nichtrauchern gefahren wird - weiter rauchen. 45 Prozent der Raucher fordern diese Freiheit auch in Bars und Gaststätten. Unter den Nichtrauchern wollen dies nur 13 Prozent noch zulassen.

Ein gesetzliches Rauchverbot am Arbeitsplatz, in Gaststätten oder Speiselokalen ist in der EU unterschiedlich geregelt. Ein Totalrauchverbot am Arbeitsplatz, in öffentlichen Räumen, Bars und Restaurants besteht derzeit nur in Irland, Großbritannien und Zypern. Italien, Malta, Schweden, Litauen, Finnland, Slowenien, Frankreich, Lettland und die Niederlande haben Einschränkungen des Rauchens geregelt.

In Krankenhäusern besteht Rauchverbot in Österreich, Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Portugal, Rumänien, Belgien, Luxemburg, der Slowakei und Spanien und in den meisten deutschen Ländern.

Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Leicht geringere Sterblichkeitsrate

Sind Frauen besser bei Ärztinnen aufgehoben?

Kommentar zum Umgang mit aggressiven Patienten in Frankreich

Klima der Gewalt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen