Kommentar
Überraschung auf der Insel
Großbritanniens Ärzte sind immer für eine Überraschung gut. Was würden die deutschen Kollegen wohl sagen, wenn eine Regierung die Entmachtung der Gesundheitsbürokratie ankündigen und den niedergelassenen Ärzten mehr Einfluss auf den Zugriff von Kliniken, Fachärzten und Pflegeeinrichtungen verschaffen würde?
In Deutschland würde das begrüßt werden. Nicht so in Großbritannien. Trotz alt bekannter gravierender Mangelerscheinungen gilt der britische Nationale Gesundheitsdienst (NHS) als sakrosankt. Eine völlig andere medizinische und gesundheitspolitische Kultur als in Deutschland.
Dennoch lohnt für uns der Blick über den Kanal. Warum? Im Lauf dieses Jahres soll ein Versorgungsgesetz entstehen mit neuen Regelungen für die Bedarfsplanung. Möglich ist, dass Länder, Landkreise und Kommunen künftig mehr mitbestimmen wollen.
Neben den Ärzten und den Krankenkassen sitzen dann weitere Institutionen am Planungstisch. Das führt zweifellos zu mehr staatlichem Einfluss, zu komplexeren bürokratischeren Entscheidungsprozessen und Interessen, die jenseits der Medizin liegen. Im britischen NHS kann das besichtigt werden. Die Frage ist, ob deutsche Ärzte und Patienten dies wollen.
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