Großbritannien

Hausarztpraxen bald sieben Tage die Woche offen?

Möglichst lange geöffnet - und das die ganze Woche über: Der britische Premierminister David Cameron stellt klar, was er von Hausarztpraxen erwartet.

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7 Tage die Wochen 12 Stunden geöffnet? Nach dem Willen der englischen Regierung sollen Hausärzte das leisten.

7 Tage die Wochen 12 Stunden geöffnet? Nach dem Willen der englischen Regierung sollen Hausärzte das leisten.

© Les Cunliffe/fotolia.com

LONDON. Britische Hausarztpraxen sollen schon bald sieben Tage pro Woche für ihre Patienten geöffnet sein. Das versprach kürzlich der britische Premierminister David Cameron. Doch die Hausärzte in Großbritannien sind skeptisch und warnen vor "unrealistischen Hoffnungen".

Wie Cameron sagte, müssten die Hausarztpraxen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) mit der Zeit gehen und ihren Patienten Praxisöffnungszeiten anbieten, "die modern und zeitgemäß" seien.

Konkret schwebt dem Regierungschef vor, dass Hausarztpraxen zukünftig sieben Tage pro Woche von täglich 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends geöffnet sein sollen. "Patienten verlangen das", so Cameron.

Freilich: schon heute arbeiten viele staatliche Hausärzte "50 Stunden pro Woche oder länger", so der britische Ärztebund (British Medical Association, BMA). Von daher sei es unrealistisch, von den Ärztinnen und Ärzten zu verlangen, ihre Praxen noch länger geöffnet zu halten.

Die BMA, die die beruflichen Interessen von rund 100.000 britischen Medizinern vertritt und die großen gesundheitspolitischen Einfluss hat, argumentiert, dass zunächst Tausende neue Allgemeinmediziner ausgebildet und eingestellt werden müssten, um siebentägige Praxisöffnungszeiten anbieten zu können.

400 Millionen Pfund Mehrkosten

Das Londoner Gesundheitsministerium kündigte an, in den kommenden fünf Jahren rund 400 Millionen Pfund (mehr als 550 Millionen Euro) zusätzlich im Gesundheitsetat bereitstellen zu wollen, um so eine bessere primärärztliche Versorgung gewährleisten zu können.

Allerdings ließ der Premier, der sich 2015 zur Wiederwahl stellen muss, offen, wo diese 400 Millionen Pfund her kommen sollen.

Die BMA befürchtet, dass kleinere Praxen künftig noch öfter als bisher für die Wochenenden kommerzielle Vertretungsdienste in Anspruch nehmen werden.

Dank eines im Jahr 2004 von Labour eingeführten NHS-Arbeitsvertrages ist es britischen Hausärzten erlaubt, Wochenend-, Feiertags- und Nachtdienste zu delegieren. Nicht selten fliegen zum Beispiel deutsche Ärzte nach Großbritannien, um diese lukrativen Schichten zu übernehmen.

Doch die Regierung Cameron möchte das reduzieren. Deshalb sollen sich von 2015 an mehr staatliche Hausarztpraxen anstatt Verstärkung aus dem europäischen Ausland anzufordern, sich gegenseitig an Wochenenden und Feiertagen vertreten.

Dann wäre es vorbei mit der Verstärkung aus dem europäischen Ausland. Auch hier gibt es Bedenken der hausärztlichen Berufsorganisationen, die hinter den Vorschlägen wahltaktisches Kalkül wittern. (ast)

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