Westafrika

Gröhe räumt Fehler bei Ebola-Hilfe ein

Bei seiner Reise in die von der Ebola-Epidemie betroffenen Länder Westafrikas hat Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zugestanden, dass beim internationalen Hilfseinsatz einiges "schief gelaufen" sei. Jetzt hat die Bundesregierung eine Hilfe von 200 Millionen Euro versprochen.

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Gesundheitsminister Hermann Gröhe (links) und Entwicklungsminister Gerd Müller kurz vor dem Abflug nach Westafrika.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (links) und Entwicklungsminister Gerd Müller kurz vor dem Abflug nach Westafrika.

© Bundesgesundheitsministerium via Twitter

ACCRA. Als eine Konsequenz aus den Fehlern im Kampf gegen die Ebola-Epidemie will die Bundesregierung die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stärken.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte auf seiner Reise nach Ghana und Liberia, bei der Ebola-Hilfe in Westafrika sei einiges schief gelaufen.

Das müsse jetzt aufgearbeitet werden. Unter anderem wurde kritisiert, dass die WHO und alle westlichen Staaten zu spät das Ausmaß der Epidemie erkannt hätten.

Gröhe sagte: "Gesundheit muss man global denken." Der Ebola-Ausbruch habe dies nochmals in Erinnerung gerufen.

Deutschland hat zurzeit die Präsidentschaft der sieben großen Industrienationen (G7) inne.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will das Thema globale Gesundheitspolitik dort auf die Tagesordnung setzen.

Soforthilfe von 200 Millionen Euro versprochen

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), der zusammen mit Gröhe nach Westafrika gereist ist, bekräftigte, dass die Bundesregierung im Gesundheitswesen für ganz Afrika ein Soforthilfeprogramm für 2015 und 2016 von insgesamt gut 200 Millionen Euro auflegen will - 55 Millionen in diesem, und 150 Millionen im nächsten Jahr.

Müller betonte, nach der Nothilfe, für die das Auswärtige Amt zuständig ist, gehe es jetzt um den Wiederaufbau der Ebola-Region in Westafrika.

Von Ebola waren besonders Guinea, Sierra Leone und Liberia betroffen. Deutschland hat bisher 195 Millionen Euro zur Bekämpfung der Ebola-Seuche in Afrika beigesteuert.

Neben dem Soforthilfeprogramm sei der Aufbau einer Weißhelm-Truppe aus Ärzten, Technikern und Spezialisten geplant, sagte Müller.

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) werde dazu eine Kernmannschaft aufstellen, "die in drei bis fünf Tagen überall auf der Welt im Einsatz sein kann".

Ebola-Beauftragter warnt vor nachlassendem Engagement

Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, hat unterdessen davor gewarnt, angesichts der abklingenden Epidemie in Westafrika im Engagement nachzulassen.

"Natürlich sehen wir Licht am Ende des Tunnels. Aber die letzte Meile ist noch sehr holprig", sagte Lindner der Deutschen Presse-Agentur. "Da kann es durchaus noch Rückfälle geben."

Einige Zahlen seien zwar wieder angestiegen. Aber im Vergleich zu den Horror-Zahlen von Oktober oder September vergangenen Jahres, wo es bis zu zehntausend neue Infektionen pro Woche gegeben habe, liege man jetzt mit 70 bis 80 deutlich besser.

"Aber zu meinen, man könne jetzt nachlassen, ist völlig verkehrt. Denn Ebola ist nicht besiegt, wenn wir nicht ganz deutlich nahe null kommen."

Mit Blick auf den Ausbruch der Epidemie räumte Lindner ein: "Es ist völlig klar, dass wir alle zu spät kamen - bis auf die Ärzte ohne Grenzen. Sie haben schon relativ früh, im März vorigen Jahres, die Alarmglocke geläutet."

Es hörte allerdings niemand richtig hin, unter anderem deswegen, weil es vorher schon 23 Ausbrüche gegeben habe, die klein geblieben seien.

"Und wie sollte jetzt der 24. Ausbruch plötzlich groß werden?"

Künftig müsse auf solche Epidemien früher reagiert werden, sagte Lindner.

"Wir müssen Kriterien haben, wo wir wissen, wann wir reagieren müssen, wann wir früher den Ernstfall ausrufen müssen."

Dies solle jetzt auf internationaler Ebene bei den Vereinten Nationen und bei der EU, aber auch auf nationaler Ebene in Deutschland aufgearbeitet werden. (dpa)

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