Krankenversicherung in den USA

Amerikaner beim eigenständigen Kauf zögerlich

US-Amerikaner ohne Krankenversicherung über den Arbeitgeber können eigenständig eine Police erwerben - ohne Furcht, abgelehnt zu werden. Doch Unternehmen tun sich in dem neuen Markt schwer.

Von Claudia Pieper Veröffentlicht:

WASHINGTON. US-Amerikaner haben noch bis zum 31. Januar die Möglichkeit, sich für 2016 eine Krankenversicherung auszusuchen. Wer nicht über seinen Arbeitgeber versichert ist, kann am Computer eine Police auswählen- auf den anlässlich der Gesundheitsreform errichteten Online-Versicherungsbörsen.

Dort ist der Kunde in der Lage, zwischen unterschiedlichen Versicherungsangeboten zu entscheiden - sogenannten "Bronze"-, "Silber"-, "Gold"- oder "Platinum"-Policen, für die in Abstufungen entweder höhere monatliche Beiträge bezahlt werden müssen oder aber im Krankheitsfall höhere Selbstkostenbeiträge bestehen.

Der größte Segen für US-amerikanische Versicherte: Seit der Obama-Reform kann auf diesem individuellen Markt kein Antragsteller mehr abgelehnt werden. Auch muss der Kunde aufgrund von Risikofaktoren nicht höhere Prämien bezahlen.

Gesunde Bürger zögern mit dem Kauf

Für die US-amerikanischen Krankenversicherer ist diese Kontraktionspflicht allerdings eine große Herausforderung. Wie erwartet, haben sich in den ersten beiden Jahren vor allem diejenigen eine Versicherung gesucht, die mit Gesundheitsausgaben rechnen.

Eine größere Zahl gesunder US-Amerikaner zum Versicherungskauf zu bewegen, gestaltet sich hingegen als schwierig. Sogar die Regierung rechnet im nächsten Jahr nur mit einer geringen Steigerung der Versichertenzahlen (die "Ärzte Zeitung" berichtete).

Auf dem Markt machen sich die ersten Stresszeichen breit: Im November 2015 gab zum Beispiel die größte US-amerikanische Krankenversicherung bekannt, dass sie für 2017 einen Ausstieg aus den Versicherungsbörsen erwägt. UnitedHealth Group ist zwar nicht der größte Anbieter auf dem individuellen Markt, sondern agiert vor allem im Segment der Arbeitgeber-gesponserten Krankenversicherungen.

Dennoch wären vom Ausstieg der Gruppe mehr als eine halbe Million Menschen betroffen.

Gewinne einzufahren ist schwer

UnitedHealth ist nicht der einzige Versicherer, der Schwierigkeiten hat, auf dem neu durch die Obama-Reform geschaffenen Markt Gewinne einzufahren. Die Unternehmen Aetna und Wellmark haben sich ebenfalls beklagt, wenn auch nicht mit Rückzug gedroht. Schließen mussten hingegen ein Dutzend der eigens anlässlich von Obamacare eröffneten "Co-Ops", das sind gemeinnützige Versicherungsvereine.

Trotz staatlicher Subventionen fehlten ihnen offensichtlich die Mittel, hohe Verluste abzufedern. Die Zukunft der Versicherungsbörsen hängt davon ab, wie viele gesunde Amerikaner sich davon überzeugen lassen, eine Krankenversicherung zu erstehen. Dass die Regierung für 2016 hier kaum einen Zuwachs erwartet, hat die Versicherer alarmiert.

Laut der "Los Angeles Times" äußerte sich auch der Vorstand von Anthem besorgt, obwohl das Unternehmen als einer der größten Anbieter in diesem Versicherungssegment bekannt gegeben hatte, dass das Unternehmen dort "profitables Wachstum" erziele.

Trotz mancher Frustration werfen andere Versicherer das Handtuch nicht so schnell hin. Der Vorstandsvorsitzende von Aetna, Mark Bertolini, sagte zum Beispiel: "Es ist viel zu früh, der Reform und den Versicherungsbörsen den Rücken zu kehren. Wir sehen hier immer noch eine sehr gute Gelegenheit zum Wachstum."

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