Syrien

Ärzte in Aleppo sind auf sich allein gestellt

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ALEPPO. Die Versorgung in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo steht kurz vor dem Zusammenbruch – und Hilfe von außen wird verweigert. Das beklagt der Deutschlandchef der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Volker Westerbarkey. "Uns wird verweigert, zu helfen – jetzt, wo die medizinische Versorgung nahezu zusammengebrochen ist, sind die Menschen auf sich alleine gestellt", sagte er.

In der syrischen Stadt seien keine Krankenhäuser mehr funktionsfähig. Ärzte seien weitestgehend auf sich alleine gestellt.

Aleppo gilt als eines der wichtigsten Schlachtfelder in Syrien und Symbol des verheerenden Bürgerkrieges. Immer wieder geraten auch Kliniken und medizinische Hilfseinrichtungen unter Beschuss (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Vergangene Woche hatte die Union of Syrian Medical Organizations (UOSSM) daraufhin mitgeteilt, dass nach andauernden Angriffen alle größeren Kliniken außer Betrieb seien. Zuletzt sei das Omar Bin Abdul Asis Krankenhaus im Ostteil der belagerten Stadt zerstört worden.

Auch das Deutsche Rote Kreuz hat jüngst vor dem kompletten Zusammenbruch der Infrastruktur in Aleppo gewarnt. Wenn das Stromnetz zusammenbreche, sei auch die Wasserversorgung betroffen, sagte der Leiter der internationalen Zusammenarbeit, Christof Johnen. Wenn diese nicht mehr funktioniere, versage das Abwassersystem.

"Das kann der Auftakt zu fatalen Abwärtsspiralen sein, die das gesamte Versorgungssystem einer Großstadt wie Aleppo gefährden", sagte Johnen. Die humanitäre Hilfe in Syrien ist nach seinen Worten wegen fehlender Sicherheitsgarantien praktisch unmöglich. Es fehlten Trinkwasser, Lebensmittel und Gesundheitsversorgung.

Am Donnerstag kam zumindest ein Hoffnungsschimmer für den Ostteil Aleppos auf: Die Rebellen haben laut den Vereinten Nationen (UN) im Gegensatz zur Regierung und den russischen Truppen eine Feuerpause zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung zugesichert. Das sagte der UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland.

Hilfslieferungen für die ausgehungerten Syrer seien dringend notwendig. „Die Situation ist sehr schlecht“, so Egeland. Seit Anfang November versuchen die UN eine Vereinbarung mit den Streitkräften zu treffen, um Lieferungen in die Stadt und Verletzte in Sicherheit zu bringen. Ohne diese Hilfe drohe den Betroffenen der Hungertod. (dpa/jk)

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