Frankreich

Viele Ärzte zeigen sich erleichtert

Le Pen gegen Mélanchon? Ärzte sind froh, dass dieses Duell um die Präsidentschaft verhindert wurde.

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PARIS. Nicht unbedingt begeistert, aber zumindest erleichtert: so äußern sich viele französische Ärzte nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs im Rennen um die Nachfolge von Präsident François Hollande.

Am 7. Mai wird Emmanuel Macron – laut Umfragen zusammen mit François Fillon der Lieblingskandidat der Ärzteschaft –, gegen Marine Le Pen kämpfen, die bei Ärzten im Vorfeld die schlechteste Popularitätsquote hatte. Bei der Stichwahl gilt ein klarer Sieg Macrons über Le Pen als fast sicher.

In französischen Ärzteforen, die die Wahl vom 24. April zum Thema machen, wird deutlich, dass viele Ärzte mit Erleichterung reagieren. Die zentrale Einschätzung: Zumindest das Schlimmste konnte verhindert werden – nämlich ein Finale zwischen Marine Le Pen und dem linksradikalen Jean Luc Mélanchon.

Ab ins Ausland!

Wäre es zu dieser Konstellation gekommen, hätten laut einer kurz vor der Wahl veröffentlichen Umfrage nicht weniger als 20 Prozent der Vertreter der freien Berufen eine Übersiedlung ins Ausland ernsthaft überlegt.

Wegen seinen Äußerungen über die Gesundheitspolitik wird Mélanchon in der Ärzteschaft kaum vermisst – auch wenn einige Medizinstudenten seine Abwahl online bedauern. Er wollte vor allem den ambulanten Bereich komplett umbauen. Die Versorgung mit niedergelassenen Ärzten hält er für ein Auslaufmodell und spricht sich für einen massiven Ausbau von Versorgungsstrukturen mit angestellten Ärzten und öffentlichen Gesundheitszentren aus.

Viele Ärzte hoffen, dass Macron, der versprochen hat, fünf Milliarden Euro für die Modernisierung des Gesundheitswesens zu investieren, einen moderaten, für Ärzte akzeptablen Kurs in der Gesundheitspolitik einschlagen wird.

Nicht alle sind aber sicher: Im Online-Forum der französischen Zeitung "Le Quotidien du Médecin" etwa weist ein Arzt darauf hin, dass Macron eigentlich die selben Berater im Gesundheitswesen wie François Hollande hat.

Angeln am 7. Mai

Dazu gehört zum Beispiel Professor Jean-Louis Touraine, der Vater der seit 2012 amtierenden und eher unbeliebten Gesundheitsministerin Marisol Touraine. "Am besten wählen wir konservativ bei den Parlamentswahlen im Juni", schreibt ein anderer Kollege, "damit Macron nur eine knappe Mehrheit bekommt, und nicht zu viele Dummheiten machen kann".

Unter den enttäuschten Anhängern von Francois Fillon ist der Ton unterschiedlich. Einige Ärzte fürchten sich vor der Fortsetzung der bisherigen aus ihrer Sicht sozialistisch geprägten Gesundheitspolitik. Andere sind desillusioniert. "Ich will nicht zwischen Le Pen und Macron entscheiden", schreibt ein Arzt, "am 7. Mai gehe ich dann lieber angeln". (ddb)

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