Tarifeinheitsgesetz

MB erhebt Beschwerde in Karlsruhe

Veröffentlicht:

KARLSRUHE. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes am vergangenen Freitag hat der Marburger Bund Verfassungsbeschwerde erhoben. Gleichzeitig wurde beim Bundesverfassungsgericht der Antrag gestellt, die Anwendung des Gesetzes bis zur Entscheidung über die Verfassungsbeschwerde auszusetzen.

Mit der Vertretung seiner juristischen Interessen hat der MB den Göttinger Juraprofessor Frank Schorkopf beauftragt.

Ebenfalls am Freitag hat die Pilotenvereinigung Cockpit, die vom früheren FDP-Innenminister Gerhart Baum vertreten wird, Beschwerde in Karlsruhe eingelegt.

"Das Tarifeinheitsgesetz richtet sich faktisch gegen eine berufsspezifische gewerkschaftliche Interessenvertretung, wie sie der Marburger Bund verkörpert.

Die freie Wahl der Gewerkschaft, wie sie unser Grundgesetz garantiert, wird durch die Privilegierung der Großgewerkschaften zur Disposition gestellt", kommentierte der Vorsitzende des Marburger Bundes Rudolf Henke den Gang vor das Bundesverfassungsgericht.

Mit seinen Regelungen zur Auflösung von Tarifpluralitäten und zur Feststellung von gewerkschaftlichen Mehrheiten im Betrieb verletze das Tarifeinheitsgesetz den Wesensgehalt des Grundrechts der Koalitionsfreiheit, so der MB.

Eine Minderheitsgewerkschaft, die die Arbeitsbedingungen nicht mehr verbindlich und eigenverantwortlich aushandeln und durchsetzen könne, verliere zwangsläufig an Attraktivität.

Mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wolle der MB besonders schwere und nicht mehr gutzumachende Nachteile abwehren, bis abschließend über die Verfassungsbeschwerde entschieden werde.

Das Gesetz sieht vor, dass nur noch die Gewerkschaft einen Tarifvertrag abschließen kann, welche die meisten Beschäftigten in einem Betrieb vertritt.

Arztspezifische Tarifverträge sind damit gefährdet, weil Ärzte in den meisten Kliniken nur zehn bis 15 Prozent der Belegschaft stellen. (chb)

Mehr zum Thema

Marburger Bund

Streik am Hamburger Krankenhaus Tabea

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen