Kampf gegen Hausärztemangel

Mehr Landeskinder sollen im Saarland Medizin studieren

Kontroverse Diskussion über effiziente Werbestrategien beim Saarländischen Hausärztetag.

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SAARBRÜCKEN. Das Saarland will ernst machen mit dem Kampf gegen den drohenden Hausärztemangel. Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) hat konkrete Schritte angekündigt, damit sich wieder mehr Nachwuchsmediziner dafür entscheiden, nach ihrer Ausbildung im Saarland zu bleiben.

"Wir werden im Saarland bei der Auswahl der Studienbewerber ansetzen", sagte Kolling auf dem 30. saarländischen Hausärztetag in Saarbrücken.

Man wolle unter anderem Bewerber bevorzugen, die die Uniklinik Homburg/Saar im Auswahlverfahren als Ortspräferenz angeben. Auch eine "einschlägige Berufsvorbildung" und die Teilnahme an organisierten Freiwilligendiensten solle künftig berücksichtigt werden.

Landeskinder im Fokus

Die Landesregierung will auch erreichen, dass mehr Landeskinder im Saarland Medizin studieren. Zwar gebe es dafür enge rechtliche Grenzen. Kolling hofft aber, dass man über Testverfahren "Verschiebungen zugunsten von Bewerbern aus der Region" erreichen kann.

Denkbar sei außerdem, einen Teil der Studienplätze an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach dem Studium für eine gewisse Zeit im Saarland zu bleiben.

Während an anderen Fakultäten der Saar-Uni derzeit kräftig gespart wird, setzt sich das Gesundheitsministerium darüber hinaus dafür ein, die Zahl der Medizin-Studienplätze in Homburg zu erhöhen.

"Mit den derzeitigen Absolventenzahlen kann der Bedarf an medizinischer Versorgung auf längere Sicht nicht gedeckt werden", erklärte Kolling. Er brachte daher ins Gespräch, die Zahl der Medizin-Studienplätze um zehn Prozent anzuheben.

Lehrstuhl für Allgemeinmedizin

Bereits im vergangenen Jahr war an der Universitätsklinik in Homburg ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin geschaffen worden. Dafür hatten sich die saarländischen Ärzte-Organisationen seit Jahren eingesetzt und die KV hatte erhebliche Mittel bereitgestellt: Sie fördert den Lehrstuhl zehn Jahre lang mit 75.000 Euro pro Jahr.

Der Versorgungsforscher vom Universitätsklinikum Freiburg, Dr. Andy Maun, verwies darauf, dass es viele Jahre dauere, bis die Zahl der Allgemeinmedizin-Absolventen wieder steige.

"Wir werden durch ein tiefes Tal gehen müssen", sagte der Allgemeinmediziner. In der Übergangsphase müsse man auf Teamarbeit und Quereinsteiger setzen und ärztliche Aufgaben auch andere Berufsgruppen delegieren.

Maun forderte außerdem, den Hausarzt-Beruf attraktiver zu machen. Er selbst hatte mehrere Jahre in Schweden gearbeitet. Dort gehörten die Hausärzte zu den am besten bezahlten Arztgruppen. Ein angestellter Hausarzt komme monatlich auf rund 7600 Euro brutto.

Die Arbeitszeit sei geregelt, die Weiterbildung gut organisiert. Allgemeinmediziner Dr. Wolfgang Quinten war vor mehreren Jahren vom Saarland in die Schweiz ausgewandert. "Ich fühle mich in der Schweiz wohl und will nicht mehr zurück."

Dort könne er "richtig Medizin machen" und auch alles verschreiben, was notwendig sei. Er müsse keine Regresse befürchten und seine Leistung werde auch voll bezahlt.

"Das ist wirklich schräg", erwiderte der stellvertretende saarländische KV-Chef Dr. Joachim Meiser. Die Lage für Vertragsärzte sei deutlich besser als von Quinten geschildert.

Die Zahl der Arzneimittel-Regresse tendiere "gegen null", für die Honorare liege die Auszahlungsquote an der Saar nahe an der 100-Prozent-Marke. (kin)

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