Ausländische Ärzte

Hilfe auf dem Weg in die Praxis

Die Landesärztekammer Hessen baut eine neue Hospitationsdatenbank auf. Ziel soll es sein, Ärzte aus Nicht-EU-Staaten schneller zu integrieren. Jetzt sind Ärzte und Kliniken gefragt.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Um ausländischen Ärzten den Einstieg in das deutsche Gesundheitssystem schneller zu ermöglichen, baut die Landesärztekammer Hessen (LÄKH) eine neue Hospitationsdatenbank auf. Dafür werden aktuell Praxen und Kliniken gesucht, die einen Hospitationsplatz anbieten möchten.

Nach dem Aufbau eines Mindestdatenbestands sollen Hospitationssuchende dann ab August 2016 bei den Bezirksärztekammern Angebote erfragen können.

Zielgruppe des Programms sind Ärzte aus einem Drittstaat außerhalb der EU. Kommen sie - aus persönlichen Gründen, aber oft auch infolge der Flüchtlingsbewegung - nach Deutschland, so ist der Einstieg in das hiesige Gesundheitssystem nicht einfach.

Zur Erteilung der deutschen Approbation sind Fachsprachkenntnisse und der Nachweis über den eigenen Kenntnisstand notwendig. Eine Stellenzusage kann auch trotz Defiziten eine befristete, vorläufige Berufserlaubnis nach §10 der Bundesärzteordnung ermöglichen - doch liegt diese nicht vor, kommt eine Beschäftigung etwa bei mangelnden Sprachkenntnissen oder nicht bestandener Kenntnisstandprüfung nicht in Frage.

Um dieser Zielgruppe trotzdem einen ersten Einblick in das deutsche System zu ermöglichen, setzt die LÄKH auf das Hospitationsangebot. Zuwanderern mit einer abgeschlossenen medizinischen Ausbildung, die über gute Grundsprachkenntnisse (Level B2) verfügen, bietet es die Chance, sich einen medizinischen Bereich anzusehen und Erfahrungen zu sammeln.

Dies geschieht, ohne selbst praktisch tätig zu werden und ohne Vergütung - kann als Einstieg in eine Praxis oder Klinik aber hilfreich sein. Die Hospitation dauert in der Regel einen, maximal zwei Monate.

Hospitanten können sich als potenzielle Mitarbeiter empfehlen

Das Programm ermöglicht laut LÄKH den Kontakt zu niedergelassenen Ärzten sowie Kliniken in möglichst frühem Stadium - etwa vor einer möglichen Anhörung im Asylverfahren. Perspektivisch können sich die Hospitanten darüber hinaus als potenzielle Mitarbeiter empfehlen.

Dass Deutschland dafür beliebt ist, zeigt ein Blick in die aktuelle Ärztestatistik: Waren 1993 noch 10.275 in Deutschland gemeldet, hat die Jahresstatistik der Bundesärztekammer im vergangenen Jahr 42.604 ausländische Ärzte verbucht. Allein in Hessen sind laut LÄKH aktuell 3144 ausländische Ärzte gemeldet.

Ärzte aus Nicht-EU-Ländern - laut BÄK-Statistik sind das in Deutschland vor allem Russland, die Ukraine, Syrien und Iran - haben aber große Probleme damit, ihre Qualifikationen anerkennen zu lassen. Teilweise müssen sie die Facharzt-Ausbildung noch einmal absolvieren.

"Die Anerkennungsverfahren dauern deutlich zu lange", kritisierte Dr. Carsten Klein, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung bei der Bundesagentur für Arbeit.

Weil sich Deutschland im medizinischen Bereich jedoch im internationalen Wettbewerb befinde, sei es wichtig, schnelle Lösungen zu finden.

Interessierte Ärzte können sich unter www.laekh.de/hospitation informieren.

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