Blick in die Welt

So wird der Weltfrauentag gefeiert

Dort, wo ihre Rechte unterdrückt werden, gehen Frauen seit mehr als 100 Jahren am Weltfrauentag (8. März) auf die Straße. In vielen Ländern Europas gibt es kleine Geschenke. In Deutschland ist das Urteil über den Tag gespalten.

Von Sebastian Fischer Veröffentlicht:
Die rote Rose - ein Zeichen der Liebe.

Die rote Rose - ein Zeichen der Liebe.

© flyinger / fotolia.com

BERLIN. Seit mehr als einem Jahrhundert gehen Frauen am Internationalen Frauentag für ihre Rechte auf die Straße. Im August 1910 initiierte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf dem zweiten Kongress der sozialistischen Internationale in Kopenhagen den Tag.

Zum ersten Mal forderten am 19. März 1911 mehr als eine Million Menschen in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und der Schweiz, dass Frauen Ämter bekleiden und wählen dürfen. Außer in Finnland waren zu diesem Zeitpunkt nirgends in Europa Frauen zur Wahl zugelassen.

Seit 1921 wird der Tag am 8. März begangen. In Afghanistan, Georgien, auf Kuba und weiteren Staaten ist er offizieller Feiertag. Und wie wird der Frauentag gefeiert?

Deutschland: Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Tag mit roten Nelken verbunden. Zu DDR-Zeiten war der Frauentag eine sozialistische Veranstaltung. Im Mittelpunkt standen weniger politische Forderungen als das gemeinsame Feiern. Ein oft männliches Mitglied der Betriebsführung zeichnete verdiente Kolleginnen aus.

Die Feministinnen der Bundesrepublik hingegen sahen den Frauentag der Ostblockstaaten kritisch: "In den 1970er Jahren kannten wir keinen 8. März", schrieb "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer 2010 über den ihrer Meinung nach "sozialistischen Muttertag".

Frauen hätten sich in der DDR mit Kuchen, Nelken und "billigem Parfüm" abspeisen lassen. In die Chefetagen seien nur Männer aufgestiegen.

Italien: In Italien werden meist gelbe Mimosen verschenkt. Die Blumenwahl geht zurück auf drei Widerstandskämpferinnen während der Herrschaft der Faschisten, die diese als ihr Symbol wählten. Seitdem gilt in Italien die gelbe Mimose als Zeichen für die Befreiung der Frauen von männlicher Unterdrückung.

Indien: Bislang spielte der Weltfrauentag in Indien keine besonders große Rolle. Das könnte sich nach der tödlichen Vergewaltigung einer 23 Jahre alten Inderin im vergangenen Dezember ändern. Zahlreiche Frauengruppen planen große Protestmärsche und Versammlungen, allein in der Hauptstadt Neu-Delhi werden 20.000 Teilnehmer erwartet. Viele Inderinnen fordern, es müsse Schluss sein mit der Gewalt gegen Frauen und die patriarchalische Gesellschaft müsse sich ändern.

Äthiopien: Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern kämpfen die Frauen seit langem um Gleichberechtigung. Viele Organisationen rufen zu Initiativen und Aktionen auf, um die vielfältigen Probleme wie weibliche Genitalbeschneidung, Kinderhochzeit, HIV/Aids, Gewalt gegen Frauen und Müttersterblichkeit wegen mangelnder Gesundheitsversorgung ins Zentrum der Weltöffentlichkeit zu rücken.

Russland: Hier ist der Weltfrauentag seit 1913 einer der wichtigsten Termine. Seit der Oktoberrevolution 1917 ist er offizieller Feiertag. In der Sowjetunion hatte er sozialistischen Charakter. Im heutigen Russland werden in einer Mischung aus Valentins- und Muttertag nicht nur Ehefrauen und Mütter, sondern auch Arbeitskolleginnen mit Pralinen, Parfüm und Schmuck bedacht.

China: Wie in Madagaskar und in Nepal ist im kommunistischen China der 8. März ein Feiertag allein für Frauen. In chinesischen Staatsbetrieben bekommen sie häufig den halben Tag frei, manchmal verteilen die Unternehmen auch kleine Aufmerksamkeiten. In privaten Firmen aber auch in vielen Großstädten werden diese beiden Traditionen allerdings nur noch selten gepflegt.

Polen: Der "sozialistische Feiertag" mit roten Nelken hat schon in den 80er Jahren an Popularität verloren - Blumen wurden mehr und mehr am Valentinstag verschenkt. Heute erhalten Frauen und Schulmädchen nur von den eher galanten und etwas altmodischen Männern und Klassenkameraden noch kleine Präsente und Blumensträuße. (dpa)

Mehr zum Thema

Bundesratsinitiative

NRW will mehr Mutterschutz für Selbstständige erreichen

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen