Wer hätte ihm, dem Youngster, dem im Haifischbecken Gesundheitswesen weitgehend Unerfahrenen, das zugetraut? Als der Bundestag über das Arzneimittelmarkt-Neuordnungs-Gesetz (AMNOG) abstimmte, griff Philipp Rösler zu seinem Smart-Phone und filmte die Szene. Den Moment, für den er Monate gekämpft hatte, wollte er festhalten. Wie viele Gesundheitsreformen zuvor hat auch das AMNOG vor allem das Ziel, die Gesetzliche Krankenversicherung vor dem finanziellen Ertrinken zu retten. Hier konnte sich Rösler an seinen Beamtenapparat halten - das Gesundheitsministerium ist mit den Finessen der Kostendämpfung aus der Ära von Ulla Schmidt (SPD) noch wohlvertraut.

Doch Rösler, und das hatten Opposition und die pharmazeutische Industrie nicht erwartet, bohrte ein noch dickeres Brett und ordnete die Preisbildung für innovative Arzneimittel während der gesamten Patentlaufzeit neu. Mit der frühen Nutzenbewertung unmittelbar nach der Zulassung enthält das AMNOG ein komplexes Instrument, das die Selbstverwaltung unter hohen Zeitdruck setzt. Langfristig rechnet Rösler dadurch mit Einsparungen von zwei Milliarden Euro pro Jahr. Selbst wenn das AMNOG diese Einsparsumme einfährt, könnten die Folgekosten hoch sein. Denn ungewiss ist, ob neue Arzneimittel angesichts der Preishürde auch künftig so zügig wie bisher den Patienten zur Verfügung stehen. Diese Strukturreform kann langfristige Risiken und Nebenwirkungen haben. (HL)

Zur Jahresendausgabe 2010 der "Ärzte Zeitung" mit allen Artikeln

Mehr zum Thema

Medizinforschungsgesetz

Regierung: Ethikkommission beim Bund bleibt unabhängig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen