Ärzte aufs Land

Die Suche nach den Argumenten

Neue Ärzte braucht das Land - bloß wo sollen sie herkommen? Bei einer Tagung wurde deutlich: Der Nachwuchs ist zwar gewollt, jeder Wunsch wird ihm aber nicht erfüllt.

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Wo ist die oder der Neue?

Wo ist die oder der Neue?

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SCHWERIN. Die junge Internistin aus Rostock wollte es konkret wissen: "Wie überzeugen Sie mich, als Mutter zweier kleiner Kinder, von der Übernahme einer Landarztpraxis?"

Die Antworten der angesprochenen Experten auf dem Podium des Hartmannbundes zeigten, wie schwer sich Argumente für einen solchen Schritt finden lassen.

Der ärztliche Direktor des Neubrandenburger Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums, Dr. Johannes Hallauer, wollte die junge Kollegin lieber im MVZ anstellen, in der sie ihre medizinischen Vorlieben ausbauen könne. "Wir bemühen uns, ein Paket für die ganze Familie zu finden", versprach Hallauer.

Eine Vertreterin des Schweriner Gesundheitsministeriums verwies die Ärztin an die Selbstverwaltungskörperschaften - dort finde sie die richtigen Ansprechpartner.

Frank Michalak, Chef der AOK Nordost, warb mit der abgeschafften Residenzpflicht, die es ermöglicht, in der Stadt zu wohnen und auf dem Land zu praktizieren.

Dr. Harald Terpe, Grünen-MdB, verzichtete auf große Werbung: "Für ländliche Regionen muss das Herz schlagen, die Vorteile muss man selbst erkennen." Er warnte vor Illusionen über die Möglichkeiten der Kommunen: "Es ist nicht realistisch, dass man wegen Ihnen einen Kindergarten baut."

Nicht auf den Roten Teppich warten

Die Antworten und die vorgehende Diskussion auf der Delegiertenversammlung der Hartmannbund-Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zeigten, dass Ärzte in der Fläche zwar benötigt werden und willkommen sind, man ihnen aber auch nicht jeden Wunsch erfüllen kann.

Die Lösung muss dezentral gefunden werden und individuell passen - so weit waren sich die Experten auf dem Podium einig. Fest stand für sie auch, dass Versorgungsprobleme kein Alleinstellungsmerkmal von Mecklenburg-Vorpommern sind.

"Wir haben überall die gleichen Probleme zu lösen, vielleicht nicht mit ganz so großen Lücken", sagte Matthias Seusing, Hausarzt in Kiel.

Nikolaus Voss, Staatssekretär im Schweriner Sozialministerium, gab Anregungen, wie die Lücken gefüllt werden können: er forderte einen Ausbau der kommunalen Infrastruktur, ein positives Image der Gesundheitsberufe und eine Öffnung der zahlreichen Rehakliniken im Land für die ambulante Versorgung.

Damit könnte insbesondere in der Urlaubssaison Entlastung geschaffen werden, so Voss. Ob die junge Internistin aufs Land gehen wird, blieb offen. Ein erfahrener Kollege riet ihr dazu, sich nicht zurück zu lehnen und auf einen Roten Teppich zu warten: "Sie selbst müssen die Antwort finden." (di)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Eigeninitiative ist gefragt

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