Über 400 Kliniken wollen mitmachen

Endoprothesenregister startet 2014 bundesweit

Über 400 Kliniken haben bereits signalisiert, dass sie mitmachen wollen, wenn das Endoprothesenregister - kurz EPRD - im nächsten Jahr den Echtbetrieb aufnimmt.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:
Wichtiges Aufklärungsgespräch: Knapp 400 000 Patienten erhalten jedes Jahr in Deutschland ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk.

Wichtiges Aufklärungsgespräch: Knapp 400 000 Patienten erhalten jedes Jahr in Deutschland ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk.

© Jochen Tack / imago

BERLIN. Anfang 2014 ist es soweit: Dann geht das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) bundesweit an den Start.

"Nach einem erfolgreichen Probebetrieb sind wir seit Herbst in der Einführungsphase und schon jetzt bestens für den bundesweiten Echtbetrieb aufgestellt", berichtet EPRD-Geschäftsführer Professor Dr. Joachim Hassenpflug.

Rund 11.000 Operationen wurden bislang dokumentiert, mehr als 400 Krankenhäuser haben ihr Interesse an einer Teilnahme mitgeteilt.

"Mittelfristig wollen wir alle der über 1000 endoprothetisch tätigen Kliniken in Deutschland für eine Teilnahme gewinnen, sodass auch alle Patienten vom EPRD profitieren können", sagt Hassenpflug, der auch Direktor der Klinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel ist.

"Unser Ziel ist es, die gute Versorgung mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken in Deutschland noch weiter zu verbessern. Die Teilnahme eines Krankenhauses am EPRD ist ein Qualitätsmerkmal, das auch für einweisende Ärzte bei der Beratung ihrer Patienten von Interesse ist."

37.000 Wechseloperationen pro Jahr

Qualitätskongress

Am 28./29. November findet in Berlin der 7. Nationale Qualitätskongress statt. Ein Thema ist die Endoprothetik.

Qualität in der Endoprothetik – was leistet das Endoprothesenregister? Eine Frage, der sich Jürgen Malzahn, Leiter der Abteilung Stationäre Versorgung im AOK-Bundesverband stellt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Behandlungshäufigkeit und -ergebnis beim Hüftgelenkersatz? Diese Frage versucht Christian Günster, Leiter des Fachbereiches Integrierte Analysen beim WIdO, zu beantworten.

Qualitätswettbewerb in Medizin und Pflege – was plant die neue Bundesregierung? – so lautet das Thema einer Podiumsdiskussion mit Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbands.

Weitere Informationen unter: www.qualitaetskongress-gesundheit.de

Knapp 400.000 Patienten erhalten jedes Jahr in Deutschland ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk. Damit gehört das Einsetzen solcher Gelenke zu den häufigsten Operationen in Deutschland.

Zugleich nehmen Ärzte aus verschiedenen Gründen jährlich rund 37.000 Wechseloperationen vor, bei denen die Kunstgelenke ausgetauscht werden.

Hassenpflug: "Ein nicht unerheblicher Teil der Wechseloperationen wird in weniger als zehn bis 15 Jahren nach dem Einbau notwendig. Das wollen wir so nicht hinnehmen. Jede Revision ist eine zu viel. Erfahrungen im Ausland zeigen, dass sich mit Registern die Zahl der Wechseloperationen deutlich senken lässt."

Unterstützung findet das Register auch seitens der Politik sowie von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). So förderte das Bundesgesundheitsministerium den Probebetrieb des EPRD mit einem namhaften Betrag.

Und die DKG empfiehlt allen Kliniken nach Worten ihres Hauptgeschäftsführers Georg Baum, am Endoprothesenregister teilzunehmen. Ein großer Aufwand für die Kliniken entstehe durch die Teilnahme am EPRD nicht.

Die manuelle Dokumentation werde auf das notwendigste Maß beschränkt, Teile der Datensätze würden direkt aus der Kliniksoftware herausgefiltert. Das Register diene der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der endoprothetischen Verfahren und unterstütze den Prozess der ständigen Qualitätsverbesserung.

Register garantiert Neutralität

Flankiert wird das EPRD seit dem vorigen Jahr vom Zertifizierungssystem EndoCert, in dessen Rahmen sich medizinische Einrichtungen bundesweit zu Endoprothetikzentren zertifizieren lassen können. Voraussetzung dafür ist unter anderem eine Teilnahme am Endoprothesenregister Deutschland.

Beim Ende 2010 gegründeten Endoprothesenregister Deutschland ziehen Ärzte, Krankenkassen und Industrie an einem Strang.

Die EPRD gGmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), ausschließlich wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet und garantiert die Unabhängigkeit und Neutralität der Auswertungen.

Finanziell, organisatorisch und mit Know-how wird das EPRD vom AOK-Bundesverband, vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) und vom Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) unterstützt.

Patienten und Kliniken profitieren

Während die Industrie eine umfassende Produktdatenbank mit rund 34.000 Einträgen zur Verfügung stellt, steuern die Krankenkassen anonymisierte Patientendaten bei, mit deren Hilfe sich die Entwicklung vom Einbau einer Endoprothese bis hin zu einer eventuell nötigen Wechseloperation nachverfolgen lässt.

Sowohl Patienten als auch Kliniken profitieren vom EPRD. So erhalten EPRD-Kliniken exklusiv einmal im Jahr einen klinikspezifischen Bericht vom Register.

Er gibt unter anderem Aufschluss darüber, welche Art von Prothese bevorzugt eingebaut wird, wie sich die Zahl der Wechseloperationen entwickelt hat und warum es zu Wechseloperationen gekommen ist - bezogen auf das eigene Haus und im Vergleich zum Durchschnitt aller teilnehmenden Kliniken.

Zugleich erleichtert es das EPRD, Patienten bei Bedarf rasch und gezielt über fehlerhafte Implantate zu informieren. Das ist prinzipiell zwar auch heute schon machbar, aber nur mit einem vergleichsweise großen Aufwand.

Interview mit Jürgen Malzahn

Jürgen Malzahn, Leiter Abteilung Stationäre Versorgung im AOK- Bundesverband.

Jürgen Malzahn, Leiter Abteilung Stationäre Versorgung im AOK- Bundesverband.

© AOK-Bundesverband

Ärzte Zeitung: Warum engagiert sich die AOK beim Aufbau des Endoprothesenregisters?

Jürgen Malzahn: Die AOK macht sich schon seit langem für mehr Qualität in der Versorgung von Patienten, für mehr Transparenz und für mehr Patientensicherheit stark. Insofern war es nur folgerichtig, dass wir den Aufbau eines Endoprothesenregisters zusammen mit unseren EPRD-Partnern aus Wissenschaft und Industrie unterstützen und vorantreiben.

Der umfangreiche Datenpool, der durch das Register entsteht, gestattet es künftig, die Ursachen für einen eventuellen Misserfolg bei einem Endoprothesen-Eingriff leichter als bisher aufzuschlüsseln. Es ist dann einfacher zu erkennen, ob die verwendeten Implantate, das operative Vorgehen oder patientenspezifische Merkmale für eine erneute Operation verantwortlich sind.

Qualität auf freiwilliger Basis - funktioniert das?

Malzahn: Aber ja. Zunächst einmal konnte das Register auf freiwilliger Basis schneller aufgebaut werden, als dies mit einer gesetzlichen Regelung möglich gewesen wäre. Alle Beteiligten ziehen Vorteile aus einem funktionierenden Register. Für die Patienten liegt das mit einer höheren Sicherheit auf der Hand. Aber auch Ärzte, Kliniken, Krankenkassen und Industrie profitieren von einer größeren Transparenz bei der Behandlungsqualität.

Was verspricht sich die AOK vom EPRD?

Malzahn: Insgesamt erwarten wir eine deutlich höhere Patientensicherheit. Produktmängel und Auffälligkeiten von Operationstechniken können mit dem Register schneller als bisher erkannt werden. Außerdem können wir betroffene Patienten im Fall der Fälle besser informieren.Wie erfahren Patienten und Ärzte, welche Kliniken sich beteiligen?Kliniken, die am Register teilnehmen, werden wir im Internet auf den Seiten des AOK-Krankenhausnavigators besonders hervorheben. Schließlich ist das EPRD eine wichtige Qualitätsinitiative und bietet ein hohes Maß an Patientenschutz.

Das Interview führte Taina Ebert-Rall

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