Landesregierung Baden-Württemberg

Terminservicestelle ist "im Prinzip sinnvoll"

Die baden-württembergische Landesregierung verhält sich abwartend in der Diskussion um die umstrittenen KV-Vermittlungsstellen.

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STUTTGART. Die baden-württembergische Landesregierung hält die von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplanten Terminservicestellen für "dem Grunde nach sinnvoll".

In der Antwort auf eine noch nicht offiziell veröffentlichte parlamentarische Anfrage der FDP im Landtag hält Landesgesundheitsministerin Katrin Altpeter (SPD) es für "sachgerecht", die Vermittlungsstellen "in einer effektiven und kostengünstigen Weise umzusetzen".

Jochen Haußmann, Landtagsabgeordneter der FDP und gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion, sieht darin eine falsche Priorität. "Eigentlich müsste der Fokus auf der Sicherung der ambulanten Versorgung liegen", sagte Haußmann im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Er befürchtet einen Bürokratieaufbau bei der KV Baden-Württemberg.

Pro Jahr gebe es im Südwesten bei rund 37 Millionen Behandlungsfällen 13 Millionen Überweisungen, heißt es in der Antwort der Landesregierung. Rund jeder dritte Behandlungsfall gehe somit auf eine Überweisung zurück.

Im vergangenen Jahr habe die KV 76 Beschwerden von GKV-Versicherten zum Thema Terminvergabe erhalten. Im laufenden Jahr seien es bisher 58 gewesen. In keinem Fall, so hatte KV-Chef Dr. Norbert Metke bei der jüngsten Vertreterversammlung erklärt, habe sich die Beschwerde auf einen Notfall bezogen.

Künstlich produzierte Nachfrage befürchtet

Hausärzte, so erklärt Altpeter in der Antwort, seien es "gewohnt, die Facharztversorgung für ihre Patienten zu organisieren". Wenn Patienten auf dem Land "nur mit erheblichem Aufwand" einen Termin bei einem Facharzt organisieren könnten, sei es sinnvoll, "ihnen eine einheitliche Anlaufstelle anzubieten, die ihnen bei der Vermittlung eines Termins hilft".

Haußmann hingegen bezweifelt mit Blick auf die Altersstruktur der ambulant tätigen Ärzte im Südwesten, ob Terminservicestellen die richtige Antwort auf Kapazitätsprobleme sind.

Durch die Servicestellen wird es nach Ansicht der Regierung nicht zu einer künstlich produzierten Nachfrage nach Terminen kommen. Versicherte würden es vorziehen, sich selber um einen Termin ihrer Wahl zu bemühen. Somit würden sich nur solche Patienten an die Servicestellen wenden, denen es nicht gelungen ist, selber einen zeitnahen Termin zu erhalten.

Zudem dürften Überweisungen, die nötig sind, um sich an die Terminvergabestellen zu wenden, dem weiterbehandelnden Arzt nur einmal vorgelegt werden.

Somit werde es mutmaßlich es zu keiner Mengenausweitung in der ambulanten Versorgung kommen, heißt es. KV-Chef Metke berichtete bei der jüngsten Vertreterversammlung, man gehe Schätzungen zu Folge von jährlich 15 000 bis 150 000 Patienten im Jahr aus, die sich an die Vermittlungsstelle wenden werden. (fst)

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