Rückenschmerz

Klage über Defizite

Die Asklepios Klinik St. Georg fordert von der KV Hamburg die Zulassung von mehr Schmerztherapeuten und IV-Modelle für Patienten mit chronischen Rückenproblemen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Rückenschmerzen müssen nach Einschätzung von Experten aus dem Hamburger Asklepios-Konzern deutlich häufiger interdisziplinär behandelt werden als bislang. KV und Krankenkassen sehen sie in der Pflicht, verstärkt auf integrierte Versorgung zu setzen.

Asklepios-Mediziner sammeln nach eigenen Erfahrungen positive Erfahrungen durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Chirurgen, Orthopäden, Psychologen, Sportmedizinern und Physiotherapeuten.

Allerdings kommen viele Patienten nach ihrer Beobachtung erst nach langer Leidensphase, weil sie zuvor in der ambulanten Versorgung mehrere nicht abgestimmte Stationen durchlaufen haben.

Von den niedergelassenen Orthopäden sei angesichts des niedrigen Regelleistungsvolumens nicht zu erwarten, dass diese eine abgestimmte Therapie einleiten, so Neurochirurg Dr. Erik Fritzsche.

Der Chefarzt der Abteilung Wirbelsäulenchirurgie der Asklepios Klinik Wandsbek bekommt in seiner Sprechstunde über prästationäre Einweisungen häufig Patienten, die schon viele Arztkontakte hinter sich haben.

"Oft sind diese Patienten noch nicht einmal ausgezogen angesehen worden", sagte Fritzsche vor Journalisten in Hamburg. Dr. Ulrich Peschel, Leiter des Rückenzentrums der Asklepios Klinik St. Georg, forderte von der KV die Zulassung von mehr Schmerztherapeuten und Vereinbarungen zur Integrierten Versorgung, um Patienten mit chronischen Rückenproblemen besser helfen zu können.

Einige Krankenkassen wären dazu bereit, meint Peschel.

Multimodale Therapien, wie sie in seiner Einrichtung verfolgt werden, haben nach seinen Erfahrungen in der ambulanten Medizin noch einen zu geringen Stellenwert. Einen zunehmenden Grund für die zahlreichen Rückenleiden sieht Peschel in der mangelnden Wertschätzung, die den Menschen im Berufsleben entgegengebracht wird.

Der ausschließlich konservativ tätige Orthopäde hat einen halben Kassenarztsitz. Fritzsche dagegen hat sich nach eigenen Angaben vergeblich um einen Sitz bemüht.

Wenig differenziert verläuft nach ihren Beobachtungen die Diskussion über angeblich zu viele Operationen. Nach Ansicht Fritzsches gibt es für die Zahl der Eingriffe gute Gründe.

Er verwies auf die steigende Zahl älterer Menschen mit mehr verschleißbedingten Erkrankungen und auf Fortschritt, der Operationen ermöglicht, die früher ausgeschlossen waren.

Dennoch stagniert die Zahl der Rückenoperationen bei Asklepios in Hamburg seit Jahren bei rund 4000, inklusive belegärztlicher Eingriffe.

Das sind nach Angaben Fritzsches rund 40 Prozent aller Rückenoperationen in Hamburg. Beide Mediziner betonten, dass die konservative Behandlung des Rückenschmerzes stets an erster Stelle stehen müsse und auch den weitaus größten Anteil im Therapiespektrum einnehme.

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