Niedergelassene und Kliniken kooperieren

Im rheinischen Düren ist das dritte Projekt zur integrierten Vollversorgung für Versicherte der AOK Rheinland / Hamburg auf den Weg gebracht worden.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Erfolgsrezept in Düren: Erst ein Konzept zusammen mit Ärzten aushandeln, dann Verträge schließen.

Erfolgsrezept in Düren: Erst ein Konzept zusammen mit Ärzten aushandeln, dann Verträge schließen.

© Foto: Bilderbox

DÜREN. In Düren wollen 180 niedergelassene Ärzte und drei Krankenhäuser den rund 60 000 AOK-Versicherten der Region künftig Behandlung aus einem Guss bieten. Die AOK Rheinland/Hamburg hat bereits in Wesel und in Solingen Verträge zur integrierten Vollversorgung geschlossen (wir berichteten). "Wir wollen die Vollversorgung an verschiedenen Stellen testen und Erfahrungen sammeln", sagt Cornelia Prüfer-Storcks, Vorstandsmitglied der Krankenkasse. Dabei habe die AOK gezielt Projekte ausgesucht, in denen die Ärzte bereits kooperieren.

Man könne ein solches Konzept nicht am runden Tisch entwerfen und dann Ärzte als Vertragspartner suchen. "Das funktioniert nur, wenn die Ärzte bereits von sich aus auf die intensive Zusammenarbeit gesetzt haben", betont Prüfer-Storcks.

Gerade in Düren hätten die Mediziner intensive Vorarbeit geleistet. Vertragspartner ist dort die Ärztegenossenschaft "Dürener Arbeitsgemeinschaft zur Integrierten Versorgung" (DAGIV), die am 31. Mai 2007 gegründet wurde. "Unser ursprüngliches Ziel war es, einen kassenübergreifenden Vertrag zur Vollversorgung abzuschließen", sagt DAGIV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Deiters. Das sei aber nicht möglich gewesen. Die AOK Rheinland/Hamburg habe von Anfang an großes Interesse an dem Modell gehabt.

In zehn Arbeitsgruppen haben die Mediziner in den vergangenen zwei Jahren Konzepte mit konkreten Zielvorstellungen für verschiedene Bereiche erarbeitet, etwa die verzahnte ambulante und stationäre Therapie, gemeinsame Pharmakotherapiestandards, leitlinienorientierte Behandlungspfade, das Qualitätsmanagement oder die Kommunikation mit anderen Leistungserbringern wie Pflegeheimen.

"Wir haben schon viel geschafft, ohne dass ein Cent geflossen wäre", betont Deiters. Die Zusammenarbeit von Niedergelassenen und Klinikern und der Austausch über konkrete Themen wie das Wundmanagement oder den Umgang mit Patientenverfügungen habe sich bereits positiv niedergeschlagen, berichtet der Allgemeinmediziner. "Wir haben jetzt eine bessere Basis für die Betreuung gemeinsamer Patienten. Man greift jetzt viel schneller zum Hörer und ruft die Kollegen an."

Die 116 Haus- und 64 Fachärzte und die drei Kliniken nutzen für die gemeinsamen Patienten im Netz eine elektronische Patientenakte. Dafür hat die AOK Rheinland/Hamburg als Anschubfinanzierung 250 000 Euro zur Verfügung gestellt. Rund 90 Prozent der Niedergelassenen arbeiten mit der Praxissoftware Duria. "Für die anderen haben wir eine Schnittstelle definiert", sagt Deiters.

Basis des Integrationsvertrags in Düren ist der Hausärztevertrag, den die KV Nordrhein (KVNo) im vergangenen Jahr mit der AOK, der IKK und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse geschlossen hatte. Bei diesem Vertrag war der Hausärzteverband ursprünglich Vertragspartner, hat aber zum 30. Juni 2009 die Teilnahme gekündigt. "Patienten, die am Vollversorgungsvertrag teilnehmen, sind automatisch auch im Hausärztevertrag eingeschrieben", sagt Prüfer-Storcks. Die Abrechnung läuft über die KVNo.

Werden über das Vollversorgungsmodell Einsparungen erzielt, fließen sie in die Weiterentwicklung des Konzepts. Langfristig sollen die Dürener Ärzte auch die Budgetverantwortung übernehmen, sagt sie. "Es ist eine große Herausforderung, eine realistische Kostensimulation für die Regelversorgung zu entwickeln." Der Test verschiedener Vollversorgungsmodelle ist nicht nur für die AOK Rheinland/Hamburg von Interesse. "Wir entwickeln hier Blaupausen für das gesamte AOK-System."

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