Deutsche Bank fordert Abkehr vom Sachleistungsprinzip

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BERLIN (hom). Der Chefökonom der Deutschen Bank, Professor Norbert Walter, hat von der neuen schwarz-gelben Bundesregierung einen radikalen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik gefordert. Bleibe dieser aus, drohe dem Gesundheitssystem "der Kollaps", sagte Walter auf einer Veranstaltung der Bank zur Zukunft der Gesundheitsbranche in Berlin.

"Eine radikale Reform weg vom Sachleistungsprinzip hin zu mehr Transparenz, Selbstbeteiligung und Wettbewerb zwischen den Anbietern ist zwingend notwendig", so Walter weiter. Der Patient müsse wissen und spüren, wie hoch die Kosten für seine Behandlung sind. Ansonsten setze sich die noch immer vorherrschende "Vollkaskomentalität" unter den Bürgern weiter fort. Mit dem Regierungswechsel bestehe jetzt die Chance auf einen "wirklichen Neubeginn" in der Gesundheitspolitik, sagte der Banker.

Es sei richtig und überfällig, wenn unter Schwarz-Gelb in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung die private Vorsorge ausgebaut werden solle. Im Jahr 2050 sei etwa jeder zehnte Bundesbürger älter als 80 Jahre. Das führe unweigerlich dazu, dass die Gesundheits- und Pflegekosten "mächtig in die Höhe gehen". Die sozialen Sicherungssysteme seien dieser Herausforderung nicht gewachsen. "Die Bürger müssen mehr in die Gesundheit investieren - privat", erklärte Walter.

In der Pflegeversicherung gebe es mit der schrittweisen Einführung von Elementen der Kapitaldeckung ein "vernünftiges Beginnen" in diese Richtung. Was die gesetzliche Krankenversicherung anbetrifft, so habe er sich im Koalitionsvertrag von Union und FDP "mehr Herzog gewünscht". Die von der so genannten Herzog-Kommission unter Leitung des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog 2003 ins Spiel gebrachte Kopfpauschale sei nur "das falsche Wort" für ein an sich "richtiges Projekt", betonte Walter.

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