Der Standpunkt

Zwischen Skylla und Charybdis

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Es scheint, als hätten Wähler und übermütige Parteiobere den jungen Gesundheitsminister Philipp Rösler auf eine Odyssee geschickt. Jetzt steht er vor Skylla und Charybdis, übt sich in der Propädeutik des politischen Segelns, während sich die Götter vom Acker machen.

In diesen Tagen wird Rösler mit allen Widersprüchlichkeiten der Gesundheitsbranche konfrontiert. Mit der Pharma-Industrie, die sich als Wachstums- und Innovationstreiber versteht und in der Krise als Anker der Stabilität rühmt. Und mit Krankenkassen, die auf ihr Vier-Milliarden-Loch starren und dem Minister raten, den Rückwärtsgang einzulegen: Zurück in die Budgetierung, Ausgaben ans Wirtschaftswachstum koppeln - gesundschrumpfen. Schadlos halten wollen sich die Kassen an der Arzneimittelversorgung, bei der Milliardenreserven vermutet werden, was nicht einfallsreich, aber opportun erscheint.

Ende vergangener Woche durften die Vertreter der Pharma-Branche vortragen. Die politischen Rezepturen aus der einstmaligen Apotheke der Welt sind naturgemäß darauf gerichtet, für sich selbst die Nebenwirkungen zu mildern. Der Vorschlag der beiden Pharma-Verbände VFA und BPI, mit Direktverträgen zwischen Herstellern und Krankenkassen für die Erstattungsmodalitäten bei innovativen Arzneimitteln den Wettbewerb zu stärken, dürfte die Rezeptoren eines liberalen Gesundheitsministers treffen. Ob das Modell wirkt, ist offen.

Primär kommt es den Herstellern darauf an, für patentgeschützte Arzneimittel beim Start in den deutschen Markt die Preisautonomie - die Kassen sprechen von einem "Diktat" - zu sichern. Dieser Preis soll Ausgangspunkt für Rabatte und andere Konditionen sein. Das Ziel der Hersteller ist eine raschere Durchdringung des Marktes mit Innovationen. Deshalb spricht die Industrie auch nicht von Kostendämpfung, sondern von mehr Effizienz, also einem günstigeren Preis-Leistungs-Verhältnis.

In der akuten Finanzkrise hilft das gar nichts. Aber der Druck wächst, Rösler muss jetzt liefern - und am Ende könnte doch ein Kostendämpfungsprogramm stehen, quick and dirty, wider die eigenen Überzeugungen.

Schreiben Sie dem Autor: helmut.laschet@aerztezeitung.de

Lesen Sie dazu auch: Diskussion um Rösler-Vorstoß wegen Arzneimittel-Ausgaben

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