Mehr Verantwortung auf immer weniger Schultern

Er kommt - der demografische Wandel. Welche Konsequenzen er haben wird, kann aber bisher noch kaum jemand wirklich abschätzen. Klar ist nur, weniger Menschen müssen in Zukunft mehr stemmen.

Von Sunna Gieseke

Weniger Junge tragen mehr kranke Alte. © Ihlenfeld / fotolia.com

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BERLIN. In Zeiten der demografischen Entwicklung kommen auf das System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einige Probleme zu: Bald wird es immer weniger junge, gesunde und mehr alte, kranke Versicherte geben. Experten warnen daher vor einer Kostenexplosion in der GKV. Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr (FDP) forderte, dass man in Anbetracht der demografischen Entwicklung die älteren Arbeitnehmer länger im Beruf halten müsse. Dafür sei es wichtig, dass die Menschen möglichst lange gesund bleiben.

Thomas Ballast, Chef des Verbandes deutscher Ersatzkassen (vdek) jedoch warnt: "Der demografische Wandel ist nur einer von mehreren Faktoren für die Ausgabenentwicklung in der Gesundheitsversorgung." Oft werde darüber hinaus vergessen, dass eine höhere Lebenserwartung auch mit einem Gewinn an "gesunden Jahren" verbunden sei.

In der Kostenrechnung werde häufig nicht berücksichtigt, dass - unabhängig vom Alter - etwa 80 Prozent der Ausgaben in den letzten beiden Lebensjahren eines Menschen anfallen.

Die Kostenbetrachtung ist demnach nach Ansicht des vdek zu einseitig. "Anstatt nur der Frage nachzugehen, welchen Preis Gesundheit im Alter hat, muss vielmehr geklärt werden, welches Versorgungsspektrum eine älter werdende Gesellschaft benötigt", betonte Ballast.

Künftig müsse die Gesellschaft mehr mit altersassozierten Erkrankungen - wie zum Beispiel Hypertonie - sowie mehr chronisch-degenerativen Erkrankungen - zum Beispiel Parkinson - umgehen können. Dafür müssten rechtzeitig Versorgungskonzepte entwickelt und die Versorgungsstrukturen angepasst werden, so Ballast. Eine weitere Herausforderung ist die Zunahme von Multimorbidität - also auch die Abstimmung vieler ärztlicher Spezialisten.

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