Krankenhausplan in Hamburg: Kassen treten auf die Bremse

Die Dynamik im Klinikmarkt der Hansestadt ist groß, die Fallzahlen steigen, mehr Betten werden benötigt. Doch nun heben die Kassen das Stoppschild: So krank kann Hamburg gar nicht sein, meinen sie und wollen den Trend zu Klinikeinweisung stoppen.

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Betten im Klinikum Altona: bis 2015 sollen weitere 615 in der Hansestatt hinzukommen - nach Meinung der Kassen unbezahlbar.

Betten im Klinikum Altona: bis 2015 sollen weitere 615 in der Hansestatt hinzukommen - nach Meinung der Kassen unbezahlbar.

© dpa

HAMBURG (di). Die Krankenkassen in Hamburg fordern Abstriche bei den Klinikbetten. Eine geplante Steigerung der Kapazitäten lehnen die Kassen ab.

1,7 Millionen Einwohner sind in der Hansestadt zu versorgen, hinzu kommen zahlreiche Patienten aus dem Umland. Jeder fünfte Klinikpatient in Hamburger Krankenhäusern stammt aus den benachbarten Bundesländern.

Dafür stehen in Hamburg zahlreiche Kliniken mit über 11 000 Betten zur Verfügung. Der Markt ist von hoher Dynamik geprägt - das Leistungswachstum beträgt nach Angaben der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft jährlich fünf bis sechs Prozent.

Bei der anstehenden Entscheidung über den neuen Krankenhausplan treten die Kassen nun auf die Bremse. Eine geplante weitere Steigerung der Bettenkapazität um 615 Betten (plus 5,6 Prozent) bis 2015 halten die Kassen für problematisch - und für nicht bezahlbar.

Die Planungen erfolgen auf Grund von Hochrechnungen der Morbidität. Diese Prognosen müssen nach Ansicht von Hamburgs vdek-Chef Günter Ploß aber hinterfragt werden. "So krank kann Hamburg gar nicht sein", sagte Ploß der "Ärzte Zeitung" zur geplanten Ausweitung der stationären Kapazitäten.

Denn in der Erhöhung sind die 27 Klinikanträge auf Erhöhung der Kapazitäten im Bereich Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik um insgesamt 471 Betten noch nicht enthalten.

Die Kassen fordern deshalb, "den Trend zur Hospitalisierung zu stoppen". Sie schlagen stattdessen eine bessere Verzahnung der psychiatrischen Kliniken mit den Praxen vor. Ein entsprechendes Modellprojekt begrüßen sie.

Außerdem sprechen sich die Kassen für eine grundsätzliche Reform der Krankenhausplanung aus - statt die Betten zum Gegenstand der Planung zu nehmen, sollte eine Leistungsorientierung eingeführt werden.

Auch die Einbeziehung von Qualitätskriterien in die Planung wünschen sich die Krankenkassen. Bislang konnte man sich aber noch nicht auf entsprechende Kriterien einigen.

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