Bei der Frage nach dem Nutzen von Prävention herrscht oft Achselzucken

Über Prävention wird gerne geredet. Welchen Nutzen das Ganze hat und was sich dadurch einsparen lässt, wird selten gesagt. Laut Experten liegt dies auch an der fehlenden Evaluation entsprechender Programme.

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Professor Elisabeth Pott: "Gesundheitsökonomen oft nicht kreativ genug."

Professor Elisabeth Pott: "Gesundheitsökonomen oft nicht kreativ genug."

© BZgA

BERLIN (hom). Programme zu Prävention und Gesundheitsförderung müssen nach Ansicht der Präsidentin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), Professor Elisabeth Pott, künftig stärker auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden. Bislang sei dies höchstens bei etwa fünf Prozent solcher Programme der Fall, sagte Pott bei einer Präventionstagung in Berlin.

Die Akteure steckten oft in einer "schwierigen Lage", da sie nicht belegen könnten, dass das "Gutgemeinte" auch in der Praxis Wirkung entfalte. Zudem fehle es an Studien, anhand derer nachgewiesen werde, dass sich mit einem Ausbau von Prävention erhebliche Kosten im Gesundheitswesen einsparen ließen. "Da sind die Gesundheitsökonomen oft nicht kreativ genug", so Pott.

Ein weiteres Problem hiesiger Präventionspolitik sei, dass es zwar viele gute Ansätze gäbe, diese aber kaum oder überhaupt nicht "in bestehende Regelsysteme integriert sind".

Die Präsidentin des Kneipp-Bundes und frühere Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk, kritisierte, dass sich das deutsche Gesundheitswesen bislang zu sehr an "Reparaturmedizin" statt an Vorsorge ausrichte.

Prävention werde noch immer stiefmütterlich behandelt. So seien die Ausgaben der Krankenkassen für den Bereich Soziale Dienste, Prävention und Impfungen im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr "um 23 Prozent" zurückgegangen - was freilich auch damit zu tun haben dürfte, dass 2009 hohe Aufwendungen im Zuge der Massenimpfungen gegen Schweinegrippe anfielen.

Unabhängig davon würden zu wenig Mittel in Vorsorge gesteckt, betonte Caspers-Merk. So wendeten AOK, DAK & Co. im Schnitt 3000 Euro pro Versichertem und Jahr für medizinische Behandlung auf.

"Für Prävention sollen hingegen laut Richtwert drei Euro ausreichen." Die Bundesregierung, allen voran Gesundheitsminister Philipp Rösler, rief Caspers-Merk auf, mehr Geld für die Präventionsforschung bereitzustellen. "Die Regierung muss ihrer Verantwortung endlich gerecht werden."

Die Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Birgit Fischer, sagte, Gesundheitsminister Rösler habe die Stärkung der Prävention zwar zu einem seiner nächsten Reformziele erklärt. Ein "zentrales Präventionsgesetz" sei unter Schwarz-Gelb aber "in weite Ferne gerückt".

Nötig sei jetzt eine Präventionsbewegung jenseits politischer Gleise. "Die Reform von oben funktioniert derzeit nicht. Wir sollten uns daher auf Netzwerke besinnen, lokale Initiativen stärken und neue Partnerschaften gründen", sagte die Kassenchefin.

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